Lieferengpässe

Defekte bei Trusopt, Nitrofurantoin und Pollstimol APOTHEKE ADHOC, 25.01.2018 09:12 Uhr

Berlin - 

Die Liste der Lieferengpässe ist lang. Lang ist auch die Zeit bis zum voraussichtlichen Liefertermin einiger Arzneimittel. Lang her ist zum Teil der Tag der Erstmeldung des Defektes. Nicht immer gibt es eine Alternative. Eine Auswahl der aktuell beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldeten Engpässe.

Die neueste Meldung betrifft Emend 125 mg Pulver zur Herstellung einer Suspension. MSD Sharp & Dohme kann aufgrund von Produktionsproblemen nicht liefern. Eine Alternative gibt es nicht und neue Ware kommt voraussichtlich erst im April. Das Aprepitant-haltige Arzneimittel wird zur Prävention von Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapien von Säuglingen, Kleinkindern und Kindern im Alter von sechs Monaten bis zwölf Jahren eingesetzt. Ebenfalls defekt sind die Kapseln zu 125/80 mg, die für die Anwendung ab zwölf Jahren zugelassen sind. Der Lieferengpass reicht bis in den vergangenen Sommer zurück und wird voraussichtlich erst im Mai beendet sein. Die Nachschubmengen können derzeit nicht die Nachfrage des Marktes decken.

Leere Fächer gibt es bei Furadantin retard und Furadantin RP. Mercury Pharmaceuticals meldet Produktionsprobleme, die voraussichtlich im Februar beendet sein sollen. Ratiopharm kann Nitrofurantoin 100 Retard wahrscheinlich wieder im Juni liefern. Defekt ist das Arzneimittel bereits seit Juli. Alternativen für das Retardarzneimittel gibt es nicht. Patienten können lediglich auf Nifurantin 50 oder 100 mg ausweichen – solange der Vorrat reicht.

Nitrofurantoin wird zur Behandlung der akuten unkomplizierten Zystitis bei Frauen eingesetzt. Mittel der zweiten Wahl ist der Wirkstoff bei der Suppressivtherapie chronisch-obstruktiver Harnwegsinfektionen oder bei der Reinfekionsprophylaxe chronisch rezidivierender asendierter Harnwegsinfektionen.

Seit Januar sind Ferro Sanol Tropfen wieder eingeschränkt lieferbar. UCB kann das flüssige Eisen seit Juni nicht liefern. Grund ist ein Mangel am Hilfsstoff Sorbitol. Ein vollständiges Ende des Engpasses ist für Februar angekündigt. Eine 100-prozentige Alternative gibt es nicht. Es kann mit Ferrum Hausmann lediglich auf ein dreiwertiges Eisen ausgetauscht werden.

Auf dem Trockenen sitzen die Patienten bei Trusopt S. Die Dorzolamid-haltigen Augentropfen in Einzeldosenbehältnissen werden voraussichtlich bis April nicht lieferbar sein. Als Ursache nennt der Hersteller Santen Produktionsprobleme. Der Engpass reicht bereits in das vergangene Jahr zurück. Alternative sind Reimporte, die aktuell jedoch auch defekt sind, oder das konservierte Mehrdosenbehältnis.

Defekt ist auch Scabioral 3 mg. Die Ivermectin-haltigen Tabletten von Infectopharm sind das einzige in Deutschland zugelassene Arzneimittel für die orale Therapie der Scabies. Der Engpass wird voraussichtlich im April beendet sein. Neben einer erhöhten Nachfrage aufgrund der Wiederbevorratung der Großhändler werden Defekte des französischen Konkurrenzprodukts Stromectol für den Lieferengpass verantwortlich gemacht. Die Nachfrage im Nachbarland nach Scabioral sei in der Folge massiv gestiegen; das Arzneimittel wurde daher über die internationalen Apotheken vom deutschen Markt abgezogen. Auch wenn es keine alternative orale Therapieform gibt, ist die Behandlung gesichert. Mittel der ersten Wahl sind topische Therapeutika, die verfügbar sind.

Gräserpollen sind beim kürzlich von Dermapharm übernommenen Hersteller Strathmann defekt. Der Engpass besteht bereits seit Mai 2017 und ist aktuell bis Mai 2018 datiert. Das Arzneimittel wird zur Behandlung von Miktionsstörungen bei benigner Prostatahyperplasie (BPH) Stadium I bis III nach Vahlensieck und zur Therapie chronisch abakterieller Prostatitis angewendet.

Gegen den Lieferengpass von Turixin (Mupirocin) kann nur eine Herstellung in der Apotheke helfen. GlaxoSmithKline (GSK) kann die Nasensalbe zur Elimination von Staphylokokken sowie Methicillin-resistenter Stämme aus der Nasenschleimhaut voraussichtlich bis April nicht liefern.

Hexal fehlt es an Erythromycin Saft und Forte Saft. Bereits im August meldete der Konzern für die Säfte zu 200 und 400 mg je 5 ml einen Lieferengpass. Als Grund werden Produktionsprobleme genannt. Das Ende des Engpasses ist aktuell auf Oktober 2018 datiert. „Wir haben einen neuen Wirkstofflieferanten für dieses Präparat. Derartige Veränderungen müssen gemäß allgemein gültigen Qualitätsstandards und regulatorischen Vorgaben getestet und bewertet werden. Auch wenn wir mit Hochdruck an dieser Umstellung arbeiten, rechnen wir damit, erst im vierten Quartal diesen Jahres wieder lieferfähig zu sein“, so eine Sprecherin. Eine Alternative bietet Infectopharm mit Infectomycin Saft.