Darunavir/Cobicistat: Therapieversagen in der Schwangerschaft APOTHEKE ADHOC, 25.06.2018 12:53 Uhr
Kein Darunavir/Cobicistat in der Schwangerschaft: Daten einer Phase-3-Studie belegen ein erhöhtes Risiko für Therapieversagen und Krankheitsübertragung auf das Kind im zweiten und dritten Trimenon der Schwangerschaft. Die Ursache ist ein erniedrigter Plasmaspiegel. Ein Rote-Hand-Brief informiert.
Die Phase-3b-Studie TMC114HIV3015 schloss etwa 80 Probandinnen ein. Voraussetzung für die Teilnahme war ein Mindestalter von 18 Jahren, eine diagnostizierte HIV-Infektion sowie eine bestehende Schwangerschaft in der 18. bis 26. Woche. Die Probandinnen wurden mit Darunavir/Cobicistat, Darunavir/Ritonavir, Etravirine oder Rilpivirine behandelt.
Sechs der Probandinnen, die mit der Fixkombination Darunavir/Cobicistat therapiert wurden, zeigten einen verminderten mittleren Plasmaspiegel (AUC) von Darunavir während des zweiten und drittens Trimenons um 56 Prozent beziehungsweise 50 Prozent. Referenzwert war die AUC sechs bis zwölf Wochen nach der Geburt. Für Cobicistat wurde eine Minderung von 63 Prozent beziehungsweise 49 Prozent dokumentiert.
Die Folgen können ein erhöhtes Risiko für Therapieversagen sowie eine Übertragung der HIV-1-Infektion von der Mutter auf das Kind sein. Eine Therapie mit der Fixkombination sollte daher nicht bei bestehender Schwangerschaft begonnen werden. Frauen, die unter Darunavir/Cobicistat schwanger werden, sollten auf eine Alternative umgestellt werden. Geeignet sei die Kombination aus Darunavir/Ritonavir.
Die Produktinformationen würden entsprechend aktualisiert. Darunavir ist sowohl in Monopräparaten (Prezista, Janssen-Cilag) als auch in Kombinationspräparaten (Symtuza, Darunavir/Cobicistat/Emtricitabin/Tenofoviralafenamid, Janssen-Cilag) enthalten.
Darunavir ist ein HIV-Proteasehemmer, das Enzym ist für die Reifung und Vermehrung der infektiösen Viruspartikel verantwortlich. Der Wirkstoff wird in Kombination mit dem Booster Cobicistat verabreicht, der als CYP-Inhibitor den Abbau von Darunavir vermindert und so die Wirkzeit verlängert. Cobicistat ist ein CYP3A4-Substrat.
Der Intergrase-Inhibitor Dolutegravir ist ebenfalls in der Schwangerschaft kontraindiziert. Einer Studie zufolge sei die Einnahme mit einem erhöhten Risiko für Fehlbildungen verbunden. 4 von 426 Säuglingen (0,9 Prozent) kamen mit einem Neuralrohrdefekt zur Welt. Hingegen wurden mit 0,1 Prozent nur 14 von etwa 11.200 Kindern, deren Mütter andere Arzneistoffe zur Behandlung der HIV-1-Infektion einnahmen, mit einer Fehlbildung geboren.