Die dritthäufigste Krebsart ist Darmkrebs. Etwa eine Million Patient:innen versterben jedes Jahr weltweit daran. Resistente Tumorzellen stellen die Forschung immer noch vor eine große Herausforderung. Aktuelle Studienergebnisse eröffnen nun jedoch neue Perspektiven für die Behandlung einer fortgeschrittenen Darmkrebserkrankung.
Forscher:innen des Uniklinikums Erlangen untersuchten, wie entartete Zellen gegen Angriffe des Immunsystems resistent werden. Ziel der Studie war es, diesem Mechanismus entgegenzuwirken. Fest steht, dass die Art der Immunreaktion sehr stark den Verlauf einer Darmkrebserkrankung bestimmt. Jedoch geht nicht automatisch jede prognostisch günstige Immunreaktion auch mit einem guten Verlauf der Erkrankung einher.
Erklären lässt sich das laut Dr. Nathalie Britzen-Laurent und Professor Dr. Michael Stürzl von der Molekularen und Experimentellen Chirurgie in der Chirurgischen Klinik des Uniklinikums Erlangen anhand der geringeren Sensitivität der Tumorzellen gegen die Reaktion des Immunsystems. Eine Schlüsselrolle scheint das Immunzytokin Interferon-g (IFN-g) zu spielen: Es kennzeichnet eine prognostisch günstige Immunreaktion und kann sowohl Tumorzellen als auch die Versorgung über die Blutgefäße bei Darmkrebs hemmen.
Genau das ist der Knackpunkt scheiternder Therapien, denn entartete Zellen können gegen diese hemmende Wirkung Resistenzen entwickeln. Diese können aufgrund spezieller Zelleigenschaften bereits vor der Therapie als primäre Resistenz bestehen oder erst als Reaktion auf eine Chemotherapie entstehen (sekundäre Resistenz). Hier schrumpft der Tumor zunächst, um dann aber mit der Entwicklung der widerstandsfähigen Zellen wieder zu wachsen: Ein Rezidiv tritt auf.
Im Rahmen der Studie entdeckten die Forscher:innen, dass der Rezeptor, an den Zytokine binden, bei IFN-g-resistenten Zellen nicht nachweisbar ist – er wurde vorzeitig abgebaut. Dies geht mit einer schlechteren Prognose für Patient:innen einher, da gängige Therapien nicht mehr greifen. Heranreifende Rezeptoren werden auf dem Weg zur Zelloberfläche mit Zuckermolekülen versehen: Es findet eine Glykolisierung statt. Diese wirkt stabilisierend und regulierend auf die Signalfunktion.
Die Studienautor:innen fanden heraus, dass Darmkrebszellen das Enzym für diesen Vorgang fehlt, folglich kann kein Rezeptor ausgebildet werden, der die Zelle wiederum angreifbar macht: Sie wird resistent. Ein neuer Therapieansatz wäre demzufolge, mittels gentechnischen Einbringens des fehlenden Enzyms den Defekt zu beheben. Die Funktionalität des Rezeptors würde wieder hergestellt, und die entartete Zelle reagiert besser auf immuntherapeutische Ansätze.
Langfristig sehen die Forscher:innen Perspektiven für neue Ansätze zur Sensibilisierung von Darmkrebspatient:innen mit fortgeschrittener Erkrankung.
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