Verlauf und Therapie

Darmflora beeinflusst Multiple Sklerose

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Berlin -

Eine gestörte Darmflora wird mit einer ganzen Reihe von Folgeerkrankungen in Verbindung gebracht. Jetzt bestätigt eine aktuelle Studie ein erhöhtes Risiko, an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken. Anfang des Jahres wurde bereits das Epstein-Barr-Virus erstmals als potenzieller Auslöser für MS identifiziert.

Die Vermutung, dass es einen Zusammenhang zwischen bestimmten Darmbakterien und dem Risiko für eine MS-Erkrankung gibt, liegt laut Forscher:innen schon lange nah. Die aktuelle internationale Multiple-Sklerose-Mikrobiom-Studie (iMSMS) konnte zeigen, dass das Mikrobiom im Darm das Risiko sowie den Verlauf und das Fortschreiten einer Erkrankung an MS beeinflussen kann.

Professor Dr. Sergio Baranzini vom UCSF Weill Institute for Neurosciences untersuchte mit seinem Team an 576 MS-Patient:innen, welchen Einfluss die Darmflora auf das Erkrankungsrisiko hat. Belegt werden konnte, dass sich im Mikrobiom Betroffener ein signifikant höherer Anteil von bestimmten Bakterien befand:

  • Akkermansia muciniphila
  • Ruthenibacterium lactatiformans
  • Hungatella hathewayi
  • Eisenbergiella tayi

Bakterienstämme reduziert

Ein Abgleich mit Daten von 1152 gesunden Kontrollpersonen mit einer intakten Darmflora zeigte, dass bestimmte Bakterienarten deutlich reduziert waren: Blautia-Bakterien spielen zum Beispiel eine wichtige Rolle bei bestimmten Genesungsprozessen und konnten im Darm von MS-Kranken wesentlich weniger nachgewiesen werden. Wenn das Verhältnis der Darmbakterien gestört wird und es zu einem Ungleichgewicht kommt, dann kann es zu Infektionen und Folgeerkrankungen kommen.

Neue Therapieansätze

Die Studienergebnisse zeigen laut den Autoren deutlich, dass es Zusammenhänge zwischen Darmmikrobiom und MS-Risiko gibt. „Diese Erkenntnisse lassen auf die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze hoffen. Allerdings ist in den weiteren Schritten der Internationalen Multiple-Sklerose-Mikrobiom-Studie zunächst zu klären, welchen Effekt die einzelnen Bakterien haben. Nachdem die Bakterien identifiziert wurden, die bei MS eine Rolle spielen könnten, gilt es nun herauszufinden, welche Signalwege dabei aktiv sind“, erläutert Baranzini.

MS ist auch bekannt als Krankheit der 1000 Gesichter. Die entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark umfasst, beginnt meist im frühen Erwachsenenalter. Zu Beginn treten Lähmungen und Sehstörungen auf. Dazu kommt es oft zu Gefühlsstörungen der Haut, meist in Form von Kribbeln, Missempfindungen und Taubheitsgefühl. Außerdem können unterschiedlichste Beschwerden wie Unsicherheit beim Gehen oder Greifen und undeutliches Sprechen auftreten.

Infektion mit Virus als Risikofaktor

Die Ursache für die Krankheit ist nicht geklärt. Es scheinen mehrere Faktoren zusammen auftreten zu müssen. Forscher gehen Hinweisen nach, dass das Epstein-Barr-Virus (EBV) als Auslöser verantwortlich sein könnte. Eine aktuelle Studie aus Münster liefert neue Erkenntnisse zu dieser Annahme. Es zeigte sich, dass eine EBV-Infektion das MS-Risiko um das 32-Fache erhöhte. Das Virus ist demnach nicht nur ein Risikofaktor, sondern kann MS direkt auslösen. Wie genau das Virus die immunologischen Prozesse bei MS auslösen kann, ist noch nicht geklärt.

Nicht ursächlich heilbar

MS ist bis heute nicht ursächlich heilbar und wird symptomatisch therapiert. Ziel der Behandlungsmöglichkeiten sind vorrangig:

  • die akute Entzündungs-Reaktion eines Schubes zu hemmen (Schubtherapie)
  • das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten
  • die beschwerdefreie/-arme Zeit zu verlängern (verlaufsmodifizierende Therapie)
  • die MS-Symptome zu lindern und möglichen Komplikationen vorzubeugen (Symptomatische Therapie)
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