Mikrobiom

Darm gut, Psyche gut: Probiotika bei Depression?

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Berlin -

Eine Dysbalance gesundheitsfördernder Bakterien im Darm wird mit verschiedenen Krankheiten assoziiert, unter anderem Depression. Aus Studien ist bekannt, dass die Bakteriengemeinschaft im Darm eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung normaler Gehirnfunktionen spielt. Schätzungsweise sind weltweit mehr als 350 Millionen von einer Depression betroffen. Könnten Probiotika die Behandlung dieser Patienten revolutionieren?

In den vergangenen Jahren haben Probiotika deutlich an Bedeutung gewonnen, die breite Palette klinischer Anwendungen reicht von Magen-Darm-Störungen und Autoimmunerkrankungen bis zu Hauterkrankungen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es eine Darm-Gehirn-Achse gibt, die für die biochemische Signalübertragung zwischen dem Gastrointestinaltrakt und dem zentralen Nervensystem (ZNS) verantwortlich ist. Sie gilt als neuroendokrines System, das Gehirn und Gastrointestinaltrakt verbindet und eine wichtige Rolle bei der Stressreaktion und -verarbeitung spielt.

Die Homöostase dieses Systems ist wichtig für die psychische Gesundheit, ihre Veränderungen sind mit neurologischen Störungen und neurodegenerativen Erkrankungen verbunden. Doch Störungen der Darm-Hirn-Achse werden auch mit körperlichen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Neuere Forschungsarbeiten haben zudem postuliert, dass eine Immundysregulation als Teil der Pathogenese der Depression betrachtet werden kann.

Das Darmmikroben ist ein dynamisches Ökosystem, das durch äußere Faktoren wie Nahrungszusammensetzung, Antibiotika, Xenobiotika oder auch Prä- und Probiotika verändert werden kann. Stoffwechselprodukte des Mikrobioms können sowohl die Zusammensetzung der Darmbakterien als auch die Biochemie des Gehirns beeinflussen. Forschungen zeigen, dass Modifikationen der Bakterien-Zusammensetzung im Darm durch natürliche bioaktive Moleküle wie Probiotika dazu verwendet werden könnten, um veränderte Gehirnfunktionen wiederherzustellen. Einige präklinische und klinische Studien zeigen bereits die positiven Auswirkungen von Probiotika auf depressive Symptome. Diese Verbindungen könnten daher als neue Therapiestrategie für die Behandlung neuropathologischer Zustände in Erwägung gezogen werden.

An Tiermodellen konnten Forscher zeigen, dass der Konsum von Probiotika die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA) herunterreguliert. Es wird angenommen, dass diese bei Depressiven überaktiv ist. Zudem wird die Biosynthese von GABA (γ-Aminobuttersäure) gefördert, einem Neurotransmitter, der bekanntermaßen bei depressiven Patienten in reduzierter Konzentration vorliegt. Außerdem wurde beobachtet, dass die Einnahme von probiotischen Bakterien den Serotoninspiegel erhöht, in dem die Produktion von Tryptophan – einem Serotonin-Vorläufer – angekurbelt wird. Serotonin ist als „Glückshormon“ bekannt.

Eine aktuelle Metaanalyse, die im „Journal of Affective Disorders“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass der Einsatz von Probiotika die Symptome der Depression reduziert. Bei Gesunden wurde aber keine statistisch signifikante Verbesserung festgestellt. Die Arbeitsgruppe um Dr. Qin Xiang Ng von der Universität Singapur hat zehn randomisierte, placebo-kontrollierte, doppelblinde Studien und zwei weitere neue Studien bei Patienten mit leichten bis mittelschweren depressiven Symptomen untersucht. Insgesamt wurden die Daten von 1349 Patienten analysiert.

Es gab keine signifikante Abweichung in den Symptomen der zwischen der Verum- und Placebo-Gruppe nach der Intervention. Die aktuellen Ergebnisse unterscheiden sich signifikant von den Ergebnissen einer früheren Meta-Analyse von 2016, bei der die Auswirkungen von Probiotika auf die Stimmung bei depressiven und gesunden Personen statistisch signifikant waren. Derzeit ist noch unbekannt, welche ideale Dosis, Behandlungsdauer und Bakterienarten am wahrscheinlichsten die größte Wirkung auf die Stimmung haben. „Trotz stark verbesserter Kenntnisse über die klinische Verwendung von Probiotika bleiben viele Fragen hinsichtlich ihres Einsatzes in der psychischen Gesundheit offen“, so die Forscher. Sie fordern, dass künftig Studien mit einer größeren Patientenanzahl durchgeführt werden, um den Einsatz von Probiotika als adjuvante Behandlung zu untersuchen. Derzeit könne keine Empfehlung ausgesprochen werden.

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