Die Jenaer Forscherin Dagmar Fischer steht fortan an der Spitze der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft. Sie habe das Amt als deren Präsidentin mit rund 10.000 Mitgliedern zu Jahresbeginn angetreten und sei für vier Jahre gewählt, teilte die Friedrich-Schiller-Universität am Montag mit.
Im Herbst hatten die DPhG-Mitglieder in Heidelberg den neuen Vorstand für den Zeitraum von 2020 bis 2023 gewählt. Fischer ist bereits als Generalsekretärin Vorstandsmitglied. Das Präsidium hatte sie zuvor zur einzigen Präsidentschaftskandidatin ernannt. Fischer ist Professorin für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie der Hochschule. Zu den aktuellen Themen des Fachverbandes zählte sie die Lieferengpässe bei bestimmten Medikamenten. „Wir brauchen dringend spezielle Regelungen, um die lückenlose Versorgung mit wichtigen Arzneimitteln jederzeit gewährleisten zu können”, betonte die Wissenschaftlerin.
Schneller als bisher solle die Wissenschaftlichkeit der Pharmazie durch gemeinsame Lehr- und Fortbildungsaktivitäten in die Praxis umgesetzt werden. Das solle insbesondere durch enge Zusammenarbeit mit Kammern, Verbänden und Institutionen geschehen. Mit Fischer werde die DPhG eine hervorragende Wissenschaftlerin und „hochdynamische“ Präsidentin an der Spitze haben, die „mit voller Kraft die erfolgreiche Arbeit des jetzigen Vorstands fortführen und das Angebot für unsere Mitglieder durch zusätzliche attraktive Leistungen weiter ausbauen wird“, lobt sie ihr Vorgänger Laufer.
Die gebürtige Coburgerin ist nicht nur Universitätsprofessorin für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, sondern auch ausgebildete PTA. Nach einem Gespräch mit einem Berufsberater entschied sie sich für ein Pharmaziestudium. Es folgten Approbation, Promotion und die Habilitation über „NF-kappaB-Decoy/Polyethylenimin-Polyplexe zur Hemmung der Monozyten-Adhäsion am Endothel“ – allesamt an der Philipps-Universität Marburg. Nach der Habilitation arbeitete sie von 2004 bis 2008 als Leiterin der Präklinischen Forschung und Entwicklung bei Antisense Pharma in Regensburg. Seit 2008 lehrt sie in Jena. Fischer ist Mitglied der Landesapothekerkammer Thüringen und dort wiederum Mitglied der Arbeitsgruppe „Berufsförderung der Apotheker“.
Fischer ist ab Januar Nachfolgerin von Professor Dr. Stefan Laufer, der das Amt seit Anfang 2016 innehat. Sie wolle dessen erfolgreiche Arbeit fortführen und den „Spagat zwischen wissenschaftlicher Pharmazie und pharmazeutischer Praxis meistern“, so so Fischer. Ihre Schwerpunkte sollen demnach die Modernisierung und Qualitätssicherung der Hochschulpharmazie, die gezielte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Pharmazie und ein erweitertes Angebot für Apotheker in der Praxis werden.
Laufer war damals als alleiniger Kandidat von der DPhG aufgestellt und per Briefwahl mit 98,7 Prozent der abgegeben Stimmen bestätigt worden. In seiner vierjährigen Amtsperiode hatte sich Laufer vor allem im Bereich der pharmazeutischen Ausbildung engagiert: So plante er, das Studienfach Pharmazie innerhalb des DPhG-Projekts „Pharmazie 2020“ zu modernisieren und interdisziplinärer zu gestalten.
Die DPhG hat sich zum Ziel gesetzt, die Wissenschaft auf allen Gebieten der Pharmazie zu födern. Dass der Präsident in der Forschung tätig ist, gibt die Satzung der Gesellschaft vor: Sie erfordert einen „pharmazeutischen Wissenschaftler, der internationales Ansehen genießt“. Der erste DPhG-Präsident Professor Dr. Hermann Friedrich Maria Thoms wurde 1890 gewählt, damals für eine Amtszeit von sieben Jahren. Seither besteht die Gesellschaft, abgesehen von einer Unterbrechung von 1900 bis einschließlich 1931.
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