Wie bei vielen anderen entzündlichen Erkrankungen spielt auch bei der Cystitis die Zunahme von Antibiotikaresistenzen eine große Rolle. Forscher aus Korea fanden nun heraus, dass eine kürzer als durch die Leitlinien empfohlene Einnahme wirksam sein. Eine diesbezügliche Änderung des Therapieregimes könnte Resistenzbildungen entgegenwirken.
Meist stellen Bakterien die Ursache für eine Cystitis dar: Für unkomplizierte Infekte ist meist Escherichia coli verantwortlich. Zum Einsatz kommen dann verschiedene Antibiotika. Die internationalen Leitlinien empfehlen eine Gabe von drei bis fünf Tagen. Dennoch gibt es immer wieder Diskussionen über die Therapiedauer: Denn einerseits soll die Infektion ausheilen, ohne ein Rezidiv zu entwickeln, andererseits soll die Einnahme so kurz wie möglich erfolgen, um keine weiteren Antibiotika-Resistenzen zu fördern.
Forscher der Soonchunhyang Universität in Seoul beschäftigten sich daher mit der Einnahmedauer und der Wirksamkeit von Antibiotika bei unkomplizierter Cystitis. In der Vergangenheit hatten Studien bereits auf eine gute Wirksamkeit bei kürzerer Einnahmedauer hingewiesen. Das Team aus Korea konnte dies nun mithilfe einer Metaanalyse aus 61 Studien erneut untermauern. Die Studie umfasst die Daten von knapp 21.000 Frauen mit akuter, unkomplizierter Blasenentzündung, die eine Antibiose erhalten und nachweislich klinisch oder mikrobiell auf die Therapie angesprochen haben.
Das Team fand heraus, dass Pivmecillinam auch bei einer dreitägigen Einnahme wirksam ist und sich keine signifikanten Unterschiede zwischen dem drei- beziehungsweise fünftägigen Regime zeigen. Auch zwischen einer Einnahme von drei beziehungsweise sieben Tagen gab es keine signifikanten Unterschiede. Bei Cotrimoxazol war die dreitägige Einnahme hinsichtlich des mikrobiellen Ansprechens nicht wirksamer als eine Einzeldosis. In Bezug auf das klinische Ansprechen ist das 3-Tages-Regime jedoch überlegen.
Eine mögliche Therapieverkürzung zeigte sich vor allem beim Einsatz von Fluorchinolonen der 3. und 4. Generation zu denen Levofloxacin beziehungsweise Moxifloxacin zählen – hier zeigte sich bereits eine Einzeldosis als wirksam. Bei beiden Gruppen konnte kein signifikanter Unterschied im Vergleich zur 3-Tages-Therapie ermittelt werden. Bei Fluorchinolonen der 2. Generation wie Ciprofloxacin hingegen war die dreitägige Behandlung wirksamer als die Einzeldosis. Zuletzt waren Fluorchinolone jedoch aufgrund ihrer teils erheblichen Nebenwirkungen in den Fokus geraten.
Die Wissenschaftler gehen aufgrund ihrer Ergebnisse davon aus, dass bei den genannten Antibiotikaklassen und Wirkstoffen eine kürzere Behandlungsdauer – als in den derzeit gültigen Leitlinien empfohlen – wirksam sein kann. Auch andere Wirkstoffe hätten dieses Potenzial, für genauere Aussagen müssten diese jedoch weiter erforscht werden.
Jede zweite Frau erkrankt im Laufe des Lebens mindestens einmal an einer Blasenentzündung, bei jeder vierten Betroffenen ist der Infekt sogar rezidiv. Einige Faktoren erhöhen das Risiko, eine Cystitis zu entwickeln: Dazu zählen beispielsweise Diabetes, eine übertriebene Intimhygiene, bestimmte Arzneimittel, Östrogenmangel in den Wechseljahren oder Katheterisierung. Ein weiterer Risikofaktor ist häufiger Geschlechtsverkehr – oft ist die Rede von der sogenannten „Honeymoon Cystitis“. Vor allem bei der Verwendung von Diaphragmen oder Spermiziden kann sie verstärkt auftreten. Vorbeugend kann es helfen, nach dem Geschlechtsverkehr zur Toilette zu gehen, um Bakterien aus der Harnröhre zu spülen.
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