Sichelzellerkrankungen

Crizanlizumab: Premiere gegen Schmerzkrisen

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Berlin -

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat Novartis die Zulassung für Adakveo (Crizanlizumab) erteilt: Es handelt sich dabei um die erste zielgerichtete Therapie zur Behandlung von Patienten mit Schmerzkrisen bei Sichelzellenerkrankungen. Die Zulassung wurde im Zuge einer „Priority Review“ beschleunigt bearbeitet.

Crizanlizumab ist ein großer Hoffnungsträger: Nicht nur der Zulassungsantrag wurde beschleunigt, der Wirkstoff erhielt zudem zu Beginn des Jahres den Status „Therapiedurchbruch“ und die Orphan Drug-Auszeichnung durch die FDA. Erste klinische Beweise deuten darauf hin, dass das Arzneimittel möglicherweise eine wesentliche Verbesserung gegenüber den verfügbaren Therapien aufweist.

Die Sichelzellenkrankheit ist eine angeborene Bluterkrankung, bei der die roten Blutkörperchen eine abnormale Form haben – sie sind sichelförmig, was die Blutzirkulation in den Blutgefäßen einschränkt. In Folge dessen kommt es zu einer gestörten Sauerstoffzufuhr im Körpergewebe. „Die vaso-okklusive Krise kann äußerst schmerzhaft sein und ist ein häufiger Grund für Notaufnahmen und Krankenhausaufenthalte von Patienten mit Sichelzellenerkrankungen“, erklärte Dr. Richard Pazdur, Direktor des Amtes für onkologische Krankheiten im Zentrum für Arzneimittelbewertung der FDA.

Vaso-okklusive Krisen, die durch Multizelladhäsion ausgelöst werden, seien mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität verbunden und könnten zu Schlaganfällen sowie Organschäden oder -versagen führen, hatte Novartis bereits zu einem früheren Zeitpunkt mitgeteilt. Bisher waren die Behandlungsmöglichkeiten begrenzt. Nach Angaben des Centers for Disease Control and Prevetion sind etwa 100.000 Amerikaner von Sichelzellenerkrankungen betroffen. Die Krankheit tritt am häufigsten bei Afroamerikanern auf, bei denen 1 von 365 Neugeborenen erkrankt.

„Die Hoffnung für Menschen mit Sichelzellenerkrankungen, ihre Familien und Unterstützer war noch nie so groß wie heute“, sagte der amtierende FDA-Kommissar Brett Giroir. „Die Gelegenheit, die uns in den kommenden Monaten und Jahren geboten wird, ist tiefgreifend und historisch.“ Adakveo ist ab einem Alter von 16 Jahren zur Verringerung der Häufigkeit von Gefäßverschlüssen bei Sichelzellerkrankungen zugelassen. Es ist die erste zielgerichtete Therapie, die in diesem Bereich zugelassen ist: „Sie hemmt spezifisch Selectin, eine Substanz, die zum Zusammenkleben von Zellen beiträgt und zu einer vaso-okklusiven Krise führt", erklärte Pazdur.

Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen einer randomisierten klinischen Studie, an der 198 Patienten mit Sichelzellenerkrankungen mit einer vaso-okklusiven Krise in der Vorgeschichte teilnahmen: Die Patienten erhielten entweder Crizanlizumab oder Placebo. Die mit Crizanlizumab behandelten Patienten hatten im Jahr weniger Besuche im Gesundheitswesen aufgrund von wegen vaso-okklusiver Krisen: Unter Crizanlizumab waren es im Mittel nur 1,63 Besuche, unter Placebo durchschnittlich 2,98 Besuche. Darüber hinaus hatten 36 Prozent der Patienten, die Adakveo erhielten, während der Studie keine Gefäßverschlusskrise. Zudem wurde die Zeit von 1,4 auf 4,1 Monate verlängert, in der die Patienten nach Beginn der Behandlung erstmals eine Gefäßverschlusskrise erlebten.

Bereits im Dezember wurden im Rahmen des Kongresses der American Society of Hematology (ASH) in San Diego, positive Studiendaten der Post-Hoc-Analyse der Phase-II-Sustain-Studie vorgelegt: Die Analyse zeigte demnach, dass mehr Patienten keine vaso-okklusiven Krisen hatten, wenn sie mit Crizanlizumab statt mit einem Placebo behandelt wurden (37,5 Prozent vs. 12,2 Prozent).

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