Covid-19: Raucher und COPD-Patienten sind anfälliger Cynthia Möthrath, 15.04.2020 12:23 Uhr
Einige Patientengruppen haben ein besonders hohes Risiko an Covid-19 zu erkranken. Unter anderem zählen auch Raucher und Patienten mit Lungenerkrankungen wie der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) dazu. Im Fachjournal „European Respirator Journal“ wurden nun Ergebnisse vorgestellt, die einen anderen Ansatz zeigen und nicht auf der Lungenschädigung beruhen.
Häufig wurden die schweren Covid-19 Verläufe bei Rauchern und COPD-Patienten mit einer entsprechenden Vorschädigung der Lunge erklärt. Doch Forscher wollen nun einen weiteren möglichen Grund entdeckt haben: Denn Raucher und COPD-Patienten exprimieren den sogenannten ACE2-Rezeptor in den Atemwegen vermehrt – dieser wiederum stellt die Eintrittspforte für Sars-CoV-2 in die Zellen dar.
Erhöhte Expression von ACE2 im Lungengewebe
Die Pneumologen der University of British Columbia und dem St. Paul's Hospital in Vancouver entnahmen Zellen bei 21 COPD-Patienten während einer Bronchoskopie. Anschließend untersuchten sie die Expression des Angiotensin-konvertierenden Enzyms 2 (ACE2) auf die Zellen. Dabei stellten sie fest, dass im Vergleich zu gesunden Patienten vermehrt ACE2 in den Atemwegszellen exprimiert wurde. Es wird davon ausgegangen, dass die andauernde Unterversorgung mit Sauerstoff – die sogenannte „Hypoxie“ – zur Anregung der Ausbildung beiträgt.
Bei den COPD-Patienten war die Expression besonders hoch, wenn sie noch rauchten. Daher führten die Wissenschaftler weitere Untersuchungen durch: In zwei anderen Gruppen mit knapp 250 Personen wurde die Expression von ACE2 bei Rauchern ermittelt – auch hier ließ sich die höhere Expression auf den Atemwegszellen nachweisen. Patienten mit COPD sollten daher nach Möglichkeit mit dem Rauchen aufhören, da sie doppelt gefährdet sind. Außerdem sollten die Regeln zum „social distancing“ penibel eingehalten werden, raten die Pneumologen.
Beim Rauchen kommt es zudem zur Schädigung des Lungengewebes: Atemwegszellen sterben ab und das Gewebe vernarbt. Die Wände der Zellen in den Lungenbläschen bleiben zudem nicht so lange stabil gegenüber den Viren wie bei Nichtrauchern. Dies führt dazu, dass Viren wie Sars-CoV-2 leichter eindringen können. Einmal im Körper angekommen haben die Erreger oft leichtes Spiel.
Weitere Risikogruppen gefährdet
Neben den Lungenerkrankungen spielen auch andere Vorerkrankungen eine wichtige Rolle: So können kardiovaskuläre Grunderkrankungen wie Hypertonie ebenfalls schwere Krankheitsverläufe mit Sars-CoV-2 begünstigen. Patienten sollten beispielsweise darauf hingewiesen werden, dass die Symptome von Covid-19 die Symptome eines Herzinfarktes überlagern können – somit besteht die Gefahr der Unterdiagnose. Außerdem sollten Herzpatienten zu zusätzlichen Schutzmaßnahmen beraten werden und wiederholt darauf hingewiesen werden, dass häufiges Händewaschen sowie das Desinfizieren mit viruziden Präparaten ein wichtiger Teil des Infektionsschutzes ist.
Doch auch Patienten mit Autoimmunerkrankungen wie Rheuma sind betroffen: Patienten mit entzündlichem Rheuma sind zum einen durch die Grunderkrankung an sich und auch durch die bestehende Medikation einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Denn häufig kommen Immunsuppressiva wie Kortisone, Methotrexat, Biologika und JAK-Inhibitoren zum Einsatz. Eine bestehende immunsuppressive Therapie sollte jedoch keinesfalls ohne ärztliche Rücksprache abgesetzt werden.