Kinder gelten als besondere Patientengruppe – auch wenn es um Covid-19 geht. Noch können nicht alle Altersgruppen mit einer Impfung geschützt werden. Meist verlaufen Infektionen bei Kindern ohnehin milder. Eine Studie aus den USA hat jedoch einen Anstieg von Diabetesneuerkrankungen nach einer Covid-Diagnose ermittelt. Schon häufiger wurde Sars-CoV-2 mit Diabetes in Verbindung gebracht. Es steht der Verdacht im Raum, dass eine Corona-Infektion die Entstehung begünstigen könnte.
Für die Untersuchung wurden Versichertendaten aus den USA ausgewertet. Demnach halten auch die Centers for Disease and Control (CDC) einen Anstieg von Diabetesneuerkrankungen nach einer Covid-Infektion bei Kindern für möglich. Daten von Iqvia zeigen einen Anstieg der Diabetesinzidenz von 188 auf 316 pro 100.000 Personenjahre.
Die Diagnose wird bei Kindern meist erst nach Auftreten einer lebensbedrohlichen Ketoazidose gestellt. So waren auch in der US-Analyse auffällig viele Kinder mit einer Ketoazidose betroffen – immerhin fast die Hälfte der bei Iqvia dokumentierten Fälle. Bei Kindern ohne Covid-19 in der Vorgeschichte waren es nur 13,6 Prozent. Eindeutige Belege für einen Zusammenhang gibt es jedoch noch nicht.
Im deutschen Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation-Register (DPV-Register) war ein solcher Trend bereits 2020 aufgefallen. Expert:innen des Universitätsklinikums Gießen hatten dies jedoch dem Lockdown und damit hinausgezögerten Arztkontakten zugeschrieben. Möglich ist auch eine ungesündere Lebensweise, die durch die Umstände der Pandemie gefördert wurde.
Im Herbst 2020 hatten einige Länder einen ungewöhnlich hohen Zuwachs an Typ-1-Diabetes-Neuerkrankungen verzeichnet. Einer dieser ungewöhnlichen Erkrankungsfälle wurde im Fachjournal „Nature Metabolism“ vorgestellt. Ein 19-jähriger Mann zeigte wenige Wochen nach der Infektion typische Symptome eines Insulinmangels: Er litt unter Abgeschlagenheit, vermehrtem Durstgefühl und häufigem Harndrang sowie Gewichtsverlust. Schließlich landet er in der Notaufnahme im Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH). Die Ärzt:innen diagnostizieren eine schwere diabetische Ketoazidose, einen Blut-pH-Wert von 7,1 und einen Blutzucker von 522 mg/dl. Der HbA1c-Wert liegt bei 16,8 Prozent. Nach einer dreitägigen Behandlung auf der Intensivstation normalisiert sich sein Stoffwechsel unter Insulingabe wieder.
Normalerweise lassen sich bei Typ-1-Diabetikern Autoantikörper gegen die sogenannten „Inselzellen“, Glutaminsäure-Decarboxylase, Tyrosinphosphatase, Insulin oder den Zinktransporter 8 nachweisen. Dies war bei dem Patienten jedoch nicht der Fall. Außerdem ließ sich keine genetische Veranlagung für Typ-1-Diabetes ermitteln. Die Ärzt:innen vermuten daher, dass der Typ-1-Diabetes unmittelbar mit der Covid-19-Erkrankung zusammenhängt. Denn auf den insulinproduzierenden Betazellen befinden sich ACE-2-Rezeptoren, von denen bekannt ist, dass sie die Eintrittspforte für Sars-CoV-2 in den Körper darstellen. Dadurch könnte der Ausbruch des Diabetes erklärt werden. Einen Beweis für die Theorie gibt es jedoch nicht.
APOTHEKE ADHOC Debatte