Spätfolgen von Sars-CoV-2

Covid-19: Irreversible Lungenschäden möglich

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Berlin -

Die durch das neue Coronavirus Sars-CoV-2 hervorgerufene Lungenerkrankung Covid-19 kann unter anderem mit massiven Schädigungen des Lungengewebes einhergehen. Diese könnten möglicherweise irreversibel sein. Ein Arzt des Universitätsklinikums Innsbruck warnt vor allem Hobby-Sportler.

Noch immer sind viele Details über das neuartige Coronavirus unklar. Einige Aspekte, wie beispielsweise die Spätfolgen der Erkrankung, werden sich erst nach und nach zeigen. Dr. Frank Hartig, Oberarzt der Universitätsklinik Innsbruck, warnt vor den Auswirkungen des Virus, wie das Boulevardportal OE24 berichtet. Hartig ist Leiter der Notaufnahme und verantwortlich für die Krisenkoordination der Covid-19-Patienten im Klinikum.

Risiko gilt vor allem für Sportler

Besonders kritisch seien die Folgen beispielsweise für Taucher: In den vergangenen Wochen wurden unter anderem sechs aktive Taucher ambulant in der Klinik behandelt. Alle zeigten keine gravierenden Fälle von Covid-19, sodass sie nicht stationär aufgenommen werden mussten, sondern in der Heimquarantäne genesen konnten. Bei den Nachuntersuchungen zeigte sich, dass die Schäden an der Lunge dennoch massiv waren: Obwohl die Verläufe nicht schwer waren, die Erkrankungen fünf bis sechs Wochen zurücklagen und sie klinisch gesehen als gesund gelten, können sie alle nicht mehr tauchen.

Die Patienten zeigten Hartig zufolge bei den nachfolgenden Untersuchungen nur leichte Symptome wie Reizhusten oder reduzierte Leistungsfähigkeit. Doch die bildgebenden Verfahren zeigten das Ausmaß der Folgen: „In der Bildgebung wurden sie überhaupt nicht besser“, berichtet Hartig. Und das, obwohl die Erkrankung bereits Wochen zurücklag. „Das ist schockierend, wir verstehen nicht, was hier gerade passiert. Sie sind wahrscheinlich lebenslang Patienten, da geht es nicht darum, ob sie wieder tauchen oder nicht.“

Zwei der Patienten zeigten auch nach mehreren Wochen bei Belastung noch eine deutliche Sauerstoffunterversorgung. Außerdem waren die Bronchien hyperreagibel, ähnlich wie bei Asthmatikern. Bei vier der sechs Patienten zeigten sich im CT massive Lungenveränderungen – obwohl der Patient keine oder nur schwache Symptome mehr zeigte. „Ich habe sogar im Röntgen angerufen, ob sie nicht die Bilder vertauscht haben, weil ein gesunder Patient vor uns saß“, erklärt Hartig. Mit derartigen Lungenschäden müssten die Patienten regelmäßig zur Kontrolle. Unklar ist derzeit, ob die langanhaltenden Schäden von Dauer sein werden. „Wir wissen nicht, wie viel von den Veränderungen dauerhaft bleiben.“ Beim Anblick der Befunde falle es jedoch schwer, an eine völlige Ausheilung zu glauben. Im nächsten Jahr wollen Hartig und sein Team eine Studie zu möglichen Spätfolgen veröffentlichen.

Sport erst nach Tauglichkeitsuntersuchung beginnen

Sportler sollten daher nach einer überstandenen Covid-19-Infektion besonders vorsichtig sein. Vor allem beim Tauchsport kann es mit derartigen Lungenschäden lebensgefährlich werden: Denn Taucher führen sich vermehrt Sauerstoff zu, beispielsweise wenn sie mit Nitrox, einem Gemisch aus Stickstoff mit Sauerstoff, den Sport ausüben. Wenn das Lungengewebe jedoch noch gereizt und überempfindlich ist, kann dieser erhöhte Sauerstofflevel jedoch zur Gefahr werden und schaden.

Daher veröffentlichte er im Tauchsport-Fachmagazin „Wetnote“ einen Zwischenbericht, mit dem er aktive Taucher warnen möchte. „Sie sollen sich nach einer überstandenen Covid-Infektion, auch wenn sie nur leichte Symptome hatten, auf jeden Fall gründlich von einem Taucharzt untersuchen lassen, auch wenn sie noch eine aufrechte Tauchtauglichkeitsuntersuchung haben“, erklärt Hartig. Aber auch in anderen Sportarten könnte es durch Spätfolgen zu Leistungsverlusten kommen – davor warnte das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV). Genaue Sporttauglichkeitsuntersuchungen seien daher essenziell. „Es werden spezielle Informationen für Sportler, Vereine, aber auch für Ärzte in Zukunft besonders notwendig werden“, sagte KFV-Sprecherin und Sportpräventionsexpertin Johanna Trauner-Karner.

Reduziertes Lungenvolumen als Spätfolge möglich

Auch Mediziner Sven Gläser vom Vivantes-Klinikum Neukölln sagte, dass bei heftigeren Verläufen – etwa mit schwerem Lungenversagen und langer Beatmungsdauer – durchaus Restsymptome wie ein vermindertes Lungenvolumen zu erwarten seien. Anhand erster Erfahrungen sei anzunehmen, dass die überwiegende Mehrzahl der Patienten jedoch ohne spürbare Einschränkungen nach Hause entlassen werde, sagte auch der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), Michael Pfeifer.

Belastbare Studien zu dem Thema fehlten allerdings bisher, für Deutschland sei für Mai mit ersten Ergebnissen zu rechnen. Nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) wird bisher bei etwa 2 Prozent der Sars-CoV-2-Infizierten in Deutschland eine Lungenentzündung beobachtet. Ein Teil der Patienten muss beatmet werden, und dies oft über längere Zeit. Bei Patienten mit leichteren Lungenentzündungen sei hingegen abgeleitet von ähnlich verlaufenden anderen Lungenerkrankungen anzunehmen, dass sie keine relevanten Folgen befürchten müssen.

Die möglichen Folgen bei schweren Verläufen müssen in solchen Fällen nicht allein auf das Virus zurückgehen, wie Gläser erklärte. Auch die maschinelle Beatmung sei ein nicht vermeidbarer, aber potenziell schädlicher Reiz für das Lungengewebe. Hinzu kämen teils Komplikationen wie bakterielle Infektionen während der relativ langen Zeit, die Covid-19-Patienten auf der Intensivstation liegen. Gläser mahnt an, dass Patienten nach überstandener Erkrankung kontrolliert werden sollten, um den Verlauf weiter im Auge zu behalten. Momentan gebe es keine verbindlichen Empfehlungen zur Nachverfolgung. Ein einheitlicher Standard sei nötig, idealerweise mit systematischer Erfassung der Ergebnisse. Um genesene Patienten systematisch nachzuverfolgen, liefen erste Vorbereitungen, sagte Pfeifer von der DGP. Ein Teil der Patienten werde nach einem schweren Verlauf eine Reha-Behandlung benötigen. Hierzu würden aktuell Konzepte erstellt.

 

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