Momentan geht man davon aus, dass vier von fünf Infektionen mit SARS-CoV-2 sanft verlaufen – zum Teil soll eine Infektion mit dem Coronavirus sogar symptomlos verlaufen. Infizierte, bei denen die Erkrankung einen schweren Verlauf annimmt, sind meist bereits älter oder leiden unter chronischen Erkrankungen. Insbesondere Menschen, die Immunsupressiva einnehmen, sollten die risikominimierenden Maßnahmen berücksichtigen.
Rund 20 Prozent der Corona-Infektionen verlaufen nicht komplikationslos. Erkrankte, bei denen Covid-19 einen schweren Verlauf annimmt, sind häufig chronisch krank. Insbesondere Immunsupprimierte sollten die empfohlenen risikominimierenden Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsrisikos umsetzen. Virusinfektionen führen häufig zu einer Verschlechterung des Allgemeinbefindens bei Chronikern. Virusinfektionen, die die Atemwege angreifen, stellen eine hohe Belastung für den Organismus dar, neben der Lungenfunktion kann sich auch die kardiovaskuläre Leistung bei bestimmten Grunderkrankungen verschlechtern. Neben SARS gehören auch MERS oder Influenza zu den Viren, die Atembeschwerden auslösen.
Die Deutsche Rheuma-Liga informiert Patienten aktuell über das potentiell erhöhte Infektionsrisiko für Covid-19 bei bestehender Autoimmunerkrankung. Patienten mit entzündlichem Rheuma sind zum einen durch die Grunderkrankung an sich und auch durch die bestehende Medikation einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Da es sich bei SARS-CoV-2 um ein neu aufgetretenes Virus handelt, kann die Rheuma-Liga auf zahlreiche Fragen noch keine ausreichenden Antworten liefern.
Eine bestehende immunsuppressive Therapie sollte keinesfalls ohne ärztliche Rücksprache abgesetzt werden. Bei bestätigten Infektionen durch den Hausarzt sollten Betroffene umgehend telefonischen Kontakt zum behandelnden Rheumatologen aufnehmen. Zu den eingesetzten Immunsuppresiva gehören unter anderem Kortisone, Methotrexat, Biologika und JAK-Inhibitoren.
Erkrankte ohne immunmodulierende Therapie sind grundsätzlich nicht stärker infektionsgefährdet als gleichartige gesunde Personen. Patienten, die bereits in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, also auf einen Rollstuhl angewiesen oder bettlägerig sind, haben hingegen ein erhöhtes Risiko für Atemwegsinfektionen. Dadurch, dass die Lungenbelüftung vermindert ist, steigt das Risiko, bei Kontakt mit dem Coronavirus schwer zu erkranken.
Vorsichtig sollten Patienten sein, die aktuell hohe Mengen Kortison erhalten: Eine Kortison-Pulstherapie kann kurzfristig das Infektionsrisiko erhöhen. Bei dieser Stoßtherapie erhält der Patient über drei bis fünf Tage hochdosierte Kortison-Infusionen. Bei einem Schub sollte aktuell sorgfältig besprochen werden, wie sich der Erkrankte vor einer möglichen Corona-Infektion schützen kann. Bei Berufstätigkeit sollte der Patient arbeitsunfähig geschrieben werden und weitestgehend zu Hause bleiben. Die Notwendigkeit einer Pulstherapie sollte bei sehr leichten Schüben sorgfältig abgewogen werden. Nach Einschätzung der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft sollten Kortison-Therapie mit regelmäßigen Intervallen zunächst pausiert werden.
Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft informiert aktuell über das potentiell erhöhte Infektionsrisiko unter der Gabe bestimmter Arzneistoffe. Nach aktuellem Kenntnisstand erhöht sich das Infektionsrisiko bei einer Behandlung mit Natalizumab (Tysabri, Biogen), Dimethylfumarat (Tecfidera, Biogen) und Teriflunomide (Aubagio, Sanofi) nicht. Bei einer Behandlung mit Modulatoren der Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptoren besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko – dies gilt insbesondere von Atemwegserkrankungen. Erkrankte, die auf diese Wirkstoffe eingestellt sind, sollten die Therapie fortführen. Bei Absetzen besteht das Risiko einer Krankheitsaktivierung. Die Gesellschaft rät von therapeutischen Neueinstellungen vorerst ab – falls nötig, sollte eine ausführliche Nutzen-Risiko-Abwägung durchgeführt werden.
Der SLE gehört zu den Erkrankungen, die mit einer erhöhten Infektanfälligkeit einhergehen. Je besser die Erkrankung medikamentös eingestellt ist, umso reibungsloser funktioniert das Immunsystem und folglich auch die Infektabwehr. Die bestehende Therapie sollte aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen nicht ohne ärztliche Rücksprache aus- oder abgesetzt werden. Patienten sollten umsichtig alle empfohlenen Hygienemaßnahmen beachten. Darüber hinaus werden Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken empfohlen.
Die medikamentöse Therapie des SLE setzt sich oftmals aus verschiedenen Komponenten zusammen. Eine mögliche Therapie bei vorliegendem SLE mit Organbeteiligung wäre beispielsweise: Azathioprin (Immunsuppressivum), Belimumab (MAK), Hydroxychloroquin (Antiprotozoika/Antirheumatikum), Prednisolon (Kortison), Ramipril (ACE-Hemmer), Acetylsalicylsäure (Blutverdünner). Hier wird deutlich, wie komplex die Therapie ist. Setzt ein Patient eines der Präparate eigenhändig ab, so kann das gesamte Immunsystem vorrübergehend gestört werden – die Infektanfälligkeit steigt.
Das Robert Koch-Institut (RKI) zählt Betroffene mit Autoimmunerkrankungen, die Immunsuppressiva einnehmen, zu den Personengruppen, die im Fall einer Infektion ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Diesen Personengruppen wird eine Reduzierung der Außenkontakte sowie eine frühzeitige telefonische Kontaktaufnahme mit dem Hausarzt, im Falle einer Corona-Infektion, empfohlen. Die generelle Einhaltung der hygienischen Maßnahmen wird empfohlen. Neben regelmäßigem Händewaschen, sollten die Hände auch regelmäßig mit einem geeigneten, viruziden Mittel desinfiziert werden.
Eine Covid-19-Infektion stellt vor allem für kardiale Risikopatienten eine erhöhte Gefahr dar. Infektionen mit SARS-CoV-2 verlaufen bei Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen, wie arterielle Hypertonie oder koronare Herzkrankheiten, meist schwerer als bei zuvor Gesunden. 40 Prozent aller mit SARS-CoV-2 infizierten und hospitalisierten Personen weisen eine kardiovaskuläre oder cerebrovaskuläre Vorerkrankung auf.
So kam es beispielsweise bei Patienten mit chronischem Koronarsyndrom bei vorangegangenen MERS- und SARS-Pandemien bei vielen Patienten zu einer Ablösung von Plaques in den Gefäßen. Die Folge: Der gelöste Gefäßplaque kann zu einem Herzinfarkt führen. Atherosklerotische Plaques entstehen als Produkt innerhalb chronischer Entzündungsprozesse der Gefäßwand. Oxidativer Stress führt zu einer Überaktivierung des Endothels – aus Makrophagen entstehen zunächst sogenannte Schaumzellen, diese speziellen Zellen stellen den inititalen Schritt der Plaque-Entstehung dar.
Um Praxen und Patienten zu entlasten, können sich Menschen mit leichten Erkrankungen der oberen Atemwege ab sofort nach telefonischer Rücksprache mit ihrem Arzt bis zu sieben Tage arbeitsunfähig schreiben lassen – unabhängig davon, ob eine grunderkrankung vorliegt oder nicht. Darauf haben sich Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und GKV-Spitzenverband am Montag in Berlin verständigt.
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