Ärzte der Augsburger Uniklinik haben bei der Obduktion verstorbener Corona-Patienten durchwegs „ungewöhnlich schwere, teils mutmaßlich irreversible“ Schäden im Lungengewebe festgestellt. Sie seien offensichtlich nicht bei der Beatmung, sondern am ehesten direkt durch das Virus entstanden, teilte die Uniklinik am Freitag mit. Das Ärzteteam sieht die Veränderung als Todesursache an.
Das Team hatte 19 Tote obduziert. Die Ergebnisse der ersten zehn Obduktionen beschreibt es im „Journal of the American Medical Association“ (Jama). Die Menschen hatten ein Durchschnittsalter von 79 Jahren. „Alle Patienten litten an schweren Grunderkrankungen, die jedoch nicht unmittelbar zum Tod führten“, sagte Professor Dr. Bruno Märkl, Direktor der Pathologie an der Uniklinik. In den übrigen Organen seien keine augenscheinlich schweren Veränderungen nachgewiesen worden.
In Berlin waren zuvor bereits mindestens elf Covid-19-Tote obduziert worden. Das geht aus einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Antwort der Senatsverwaltung für Gesundheit auf eine parlamentarische Anfrage des Linke-Abgeordneten Wolfgang Albers hervor. Als Todesursachen wurden demnach am häufigsten Blutvergiftung bei Lungenentzündungen (vier Fälle), Lungenversagen (drei Fälle) und Herzversagen (zwei Fälle) erkannt. In allen elf Fällen habe das Pathologie-Institut der Charité festgestellt, dass die Todesursachen „kausal durch Covid-19 bedingt“ gewesen seien, hieß es.
Besonders kritisch seien die Folgen beispielsweise für Taucher: In den vergangenen Wochen wurden unter anderem sechs aktive Taucher ambulant in der Klinik behandelt. Alle zeigten keine gravierenden Fälle von Covid-19, sodass sie nicht stationär aufgenommen werden mussten, sondern in der Heimquarantäne genesen konnten. Bei den Nachuntersuchungen zeigte sich, dass die Schäden an der Lunge dennoch massiv waren: Obwohl die Verläufe nicht schwer waren, die Erkrankungen fünf bis sechs Wochen zurücklagen und sie klinisch gesehen als gesund gelten, können sie alle nicht mehr tauchen.
Die Patienten zeigten bei den nachfolgenden Untersuchungen nur leichte Symptome wie Reizhusten oder reduzierte Leistungsfähigkeit. Doch die bildgebenden Verfahren zeigten das Ausmaß der Folgen – und das, obwohl die Erkrankung bereits Wochen zurücklag. „Das ist schockierend, wir verstehen nicht, was hier gerade passiert. Sie sind wahrscheinlich lebenslang Patienten, da geht es nicht darum, ob sie wieder tauchen oder nicht“, so Dr. Frank Hartig, Oberarzt der Universitätsklinik Innsbruck.
Mediziner berichten immer häufiger über geschwollene Beine, lila Hautausschläge und verstopfte Katheter bei Covid-19-Patienten. Rezeptoren für das neuartige Coronavirus konnten mittlerweile in einer Vielzahl menschlicher Zellen nachgewiesen werden. Das stützt die Annahme zahlreicher Wissenschaftler, dass Covid-19 nicht nur eine Atemwegserkrankung ist, sondern eine Infektion, die auf mehrere Organe übergehen kann – somit verdichtet sich der Verdacht, dass das Virus auch Thrombosen auslösen kann. Die vorliegenden Gerinnsel sind sehr unterschiedlich und unterscheiden sich von anderen Gerinnseln in einigen Punkten, beispielsweise sind auch kleine Gefäße vermehrt betroffen.
Der Grund, weshalb Covid-19-Patienten vermehrt zu Thromben neigen, ist noch nicht geklärt. Aktuell verfolgen die Mediziner zwei Ansätze: Zum einen birgt das lange Liegen ohne Bewegung generell eine erhöhte Blutgerinnsel-Gefahr. Zum anderen wurde in anderen Studien über einen sogenannten Zytokinsturm berichtet, der zur Schädigung und Entzündung der Gefäßwändeführen könnte. Durch diese Schädigung könnten Abscheidungsthromben leichter entstehen. Zusätzlich steigt das Thromben-Risiko mit der Anzahl und Art der Vorerkrankungen.
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