In Deutschland erhalten alle Personen ab 12 Jahren pro Impfdosis 30 µg Comirnaty, entsprechend 0,3 ml. Dabei ist es egal, ob es sich um eine Grundimmunisierung oder Auffrischimpfung handelt. Betrachtet man eine im „New England Journal of Medicine“ (NEJM) veröffentlichte Studie zur Dosis-Wirkungsbeziehung bei der Grundimmunisierung, so wird deutlich, dass eine Einheitsdosis für alle nicht die beste Lösung ist. Dabei unterliegen Impfstoffe doch gar keiner richtigen Dosis-Wirkungsbeziehung, oder doch?
Die Studienlage zu Dosis-Wirkung-Beziehung bei mRNA-Vakzinen ist noch nicht ausreichend, um mit Sicherheit sagen zu können, dass jüngere Menschen auch mit weniger Impfstoff die gleiche Schutzwirkung aufbauen können, oder anders herum ältere Bürger:innen eigentlich mehr mRNA für eine Wirkung von über 90 Prozent benötigen.
Bereits im Sommer wurden jedoch Dosisfindungsstudien veröffentlicht, die darauf hindeuteten, dass fraktionierte Dosen von mRNA-Impfstoffen immer noch eine robuste Immunantwort auf Covid-19 hervorrufen können. So wurden verschiedene Dosierungen Comirnaty in einer nicht-randomisierten, offenen Phase I/II-Studie untersucht. Im Ergebnis zeigte sich, dass Dosierungen von 10 μg – ein Drittel der vollen Dosis – zu vergleichbaren Antikörper- und zellulären Immunantworten wie die volle Dosis von 30 μg führten.
Damals wurden die Untersuchungen aufgrund der Impfstoffknappheit gestartet. Heute dienen die Studien eher dazu, Erkenntnisse darüber zu erlangen, ob niedrigere Dosierungen – bei gleicher Wirksamkeit – zu weniger Nebenwirkungen wie Fieber oder Gliederschmerzen führen. Natürlich soll auch untersucht werden, ob Menschen in höherem Lebensalter von einer initial höheren Dosierung profitieren und einen länger anhaltenden Immunschutz aufbauen. Denn mittlerweile weiß man, dass es vor allem Menschen über 60 Jahre sind, die schneller abfallende Antikörperwerte zeigen.
Die Studie zeige laut den Wissenschaftler:innen, dass für 18- bis 55-Jährige mitunter eine niedrigere Dosierung von 20 μg ausreichend ist, um eine Wirksamkeit von über 90 Prozent zu erzielen. Für Ältere könne mitunter eine höhere Dosierung bessere Antikörpertiter erzeugen. Gegenüber der Zeitschrift „Welt“ äußerte sich der Virologe Professor Dr. Alexander Kekulé zu dem Thema Dosis-Wirkungsbeziehung wie folgt: „Die Dosis der mRNA-Impfstoffe hätte bereits früher altersgemäß angepasst werden müssen. Genug Geld für die altersabhängige Dosisfindung sollten die Hersteller ja eingenommen haben. Dies weiter zu verschleppen, spült nur Wasser auf die Mühlen der Impfkritiker.“
Biontech bestätigt, dass für jüngere Personengruppen eine niedrigere Dosierung ausreichend wäre. Doch der Zeitdruck der Pandemie hätte eine Abstufung nach Altersgruppen nicht erlaubt. Heute, anderthalb Jahre nach der Zulassung von Comirnaty, werden immer noch alle Personen ab 12 Jahren mit der vollen Dosis Comirnaty immunisiert – unabhängig davon, ob es sich um eine Grundimmunisierung oder Booster-Impfung handelt. Bei Spikevax (Moderna) ist dies nicht der Fall. Hier hat man sich für die halbe Dosis bei der Auffrischimpfung entschieden. Biontech plant derweil keine weiteren Dosisfindungsstudien – zu aufwendig sei das Prozedere.
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