Codein: Todesfälle bei Kindern APOTHEKE ADHOC, 31.08.2012 12:47 Uhr
Kindern mit einem bestimmten Polymorhismus des Cytochrom-P450-Enzyms CYP2D6 droht bei der Anwendung der gängigen Mengen des Hustenmittels Codein eine Überdosierung. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt daher Eltern, bei Symptomen wie Schläfrigkeit, Verwirrtheit, schwere und laute Atmung sowie Atemnot die Therapie zu beenden und einen Arzt aufzusuchen. Außerdem sollte die Dosierungsanleitung genau eingehalten werden.
Als sogenannte „Ultra-rapid“-Metabolisierer wandeln die betroffenen Kinder Codein sehr schnell zu Morphin um. Dadurch können sich sehr hohe Konzentrationen im Blut ergeben; Atemdepression kann die Folge sein. Die Häufigkeit dieses Polymorphismus liegt laut BfArM bei Kaukasiern bei 1 bis 7 Prozent. Bei Menschen mit afrikanischer Abstammung werde die Prävalenz mit bis zu 29 Prozent angegeben.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte kürzlich über drei verstorbene Kinder berichtet. Alle waren „Ultra-rapid“-Metabolisierer. Bei den Kindern waren nach der Einnahme von Codein obstruktive Schlafapnoe-Syndrom gemeldet worden. Ein viertes Kind, das als „extensiver“ Metabolisierer eingestuft wurde, hatte eine lebensbedrohliche Atemdepression entwickelt, konnte aber erfolgreich wiederbelebt werden. Der FDA zufolge waren die Kinder übergewichtig, Codein war nach Körpergewicht anstatt nach Muskelmasse dosiert worden.
In Deutschland ist laut BfArM in den Jahren von 1978 bis 2012 ein Todesfall im Kindesalter aufgetreten. Zwar war das Kind ein „extensiver“ Metabolisierer, allerdings konnte auch eine Überdosierung nicht sicher ausgeschlossen werden.
Weitere Berichte über Abgeschlagenheit, Schläfrigkeit und Atemnot bei Kindern nach Codeinanwendung liegen dem BfArM zufolge vor. Auch hier konnte nicht sicher ermittelt werden, ob korrekt dosiert worden war. Insgesamt seinen 250 Nebenwirkungsmeldungen und 20 Berichte bei Kindern unter zwölf Jahren bekannt.