Der GKV-Spitzenverband hat Zahlen zu den Bruttoausgaben für Cannabisblüten und Cannabis-haltigen Arzneimitteln veröffentlicht. Demnach haben die Krankenkassen von Januar bis Juni rund 31 Millionen Euro für diese Therapien ausgegeben.
Die Liberalisierung des Betäubungsmittelgesetzes für Therapien mit Cannabisblüten im vergangenen Jahr ist für die Kassen mit zusätzlichen Ausgaben verbunden. Denn mit dem neuen Gesetz wurden sie verpflichtet, die Kosten der Behandlung zu übernehmen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.
Wie der GKV-Spitzenverband meldet, gab es im ersten Halbjahr für 31.672 Verordnungen für unverarbeitete Cannabisblüten. Das kostete rund 13,32 Millionen Euro. Für Cannabis-haltige Zubereitungen lag die Zahl bei rund 10,2 Millionen Euro für 24.519 Verordnungen. Die Abrechnung von Cannabis-haltigen Fertigarzneimitteln ohne PZN schlug mit 178.169 Euro zu Buche, das entspricht 1094 Kassenrezepten.
Auch Fertigarzneimittel auf Basis von Cannabis wurden in die Analyse miteinbezogen. Für die Canemes-Kapseln (Nabilon, AOP Orphan Pharmaceuticals) gaben die Kassen für 554 Verordnungen 265.216 Euro aus. Das Medikament ist für die Behandlung von chemotherapiebedingter Emesis und Nausea bei Krebs-Patienten indiziert, die auf andere antiemetische Behandlungen nicht adäquat ansprechen.
Außerdem legt der GKV-Spitzenverband Zahlen zu Sativex (Nabiximol, GW Pharmaceuticals) vor. Das Fertigarzneimittel verursachte den Kassen Kosten in Höhe von rund 6,85 Millionen Euro bei 22.055 Rezepten. Angewendet wird das Spray zur Anwendung in der Mundhöhle zur Symptomverbesserung bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Spastik aufgrund von Multipler Sklerose (MS), die nicht angemessen auf eine andere anti-spastische Arzneimitteltherapie angesprochen haben und die eine klinisch erhebliche Verbesserung von mit der Spastik verbundenen Symptomen während eines Anfangstherapieversuchs aufzeigen. Insgesamt hatten die Kassen für Cannabisblüten und Cannabis-haltige Arzneimittel in dem Zeitraum Januar bis Juni 2018 rund 31 Millionen Euro Kosten für 79.894 Verordnungen von.
Während im Juni 2017 die Kassen 2,31 Millionen Euro für Medizinalhanf ausgaben, lagen die Bruttoausgaben im April 2018 bereits bei etwa 5,36 Millionen Euro. Das gab der GKV-Spitzenverband kürzlich auf Anfrage des Deutschen Ärzteblattes an. Demnach hat sich der Bruttoumsatz zwischen Juni 2017 und April 2018 für Cannabisblüten mehr als verfünffacht – von fast 412.000 Euro monatlich auf 2,33 Millionen Euro. Bei cannabishaltigen Zubereitungen habe sich der Betrag verdoppelt (Juni 2017: 839.495 Euro versus April 2018: 1,7 Millionen Euro). Der Bruttoumsatz im April 2018 für Canemes-Kapseln (45.958 Euro) und Sativex (1,3 Millionen Euro) lag im Vergleich niedriger.
Die Nachfrage nach Cannabis als weitere Therapiemöglichkeit ist nach der Gesetzesänderung zweifelsohne gestiegen. Das hat auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erkannt und deshalb in der zweiten Runde 10,4 Tonnen Cannabis ausgeschrieben. Zuvor waren es 6,6 Tonnen – damit fast vier Tonnen mehr als bei der letzten Ausschreibung. Die war im März vom Oberlandesgericht Düsseldorf (OLG) gestoppt worden. Verläuft die Ausschreibung diesmal erfolgreich, so könnte in Deutschland angebautes Cannabis ab 2020 zur Verfügung stehen. Es liegt nahe, dass bei dieser ausgeschrieben Menge die Kosten für die Kassen wahrscheinlich weiter steigen werden.
APOTHEKE ADHOC Debatte