Rezepte mit bestimmten Cannabissorten können nur in wenigen Apotheken eingelöst werden. Richard Wilhelm* ist psychisch krank. Der 42-Jährige ist froh, dass er seit März 2017 medizinisches Cannabis zur Therapie nutzen darf. Doch die Beschaffung stellt für ihn eine Herausforderung dar. Denn was der Arzt verschreiben will, ist nicht immer in Apotheken verfügbar.
Wilhelm nahm viele Jahre Antidepressiva ein. „Ich habe mehr als ein Dutzend verschiedener Präparate ausprobiert.“ Er leidet an Depression und soziophobischen Störungen. Die Nebenwirkungen durch die Arzneimittel war er leid. „Man wird von den Medikamenten sehr komisch“, sagt er. Deshalb freute er sich über eine Therapiealternative.
Von seinem Arzt bekommt er gegen seine Erkrankung Cannabis verschrieben. „Ich bin darauf angewiesen“, sagt er. Aktuell suche er die Sorte Penelope. Die Cannabisblüten des kanadischen Herstellers Tweed werden laut der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoidmedikamente von Spektrum Cannabis importiert. Die einzelnen Sorten werden als Blüten in fünf oder zehn Gramm Dosen abgegeben.
Wilhelm ruft Apotheken in ganz Deutschland an, um an die Blüten zu kommen. In seinem Heimatort in der Region um Hildesheim probiert er es nicht mehr. Als er vor etwa einem Jahr von seinem Arzt erstmals Cannabis verschrieben bekam, ging er in die Apotheke vor Ort. „Die haben mich komisch angeschaut“, erinnert er sich. Eigentlich wollte er ein diskretes Vier-Augen-Gespräch. Doch die neugierigen Mitarbeiter seien nicht abzuhalten gewesen.
Die Rezepte kann er meist in der BerlinApotheke am Roten Rathaus oder in der Falken-Apotheke in Hannover einlösen. „Die Beratung ist bei beiden gut. Die Mitarbeiter wissen Beschied. Dort bin ich zufrieden“, sagt er. Beide Apotheken versorgen Patienten bereits länger mit medizinischem Cannabis; die BerlinApotheke besitzt seit 2013, die Falken-Apotheke seit 2014 eine Ausnahmeerlaubnis.
Penelope erhält Wilhelm derzeit nicht über die beiden Apotheken. Er telefoniert deshalb verschiedene Apotheken in ganz Deutschland ab. Die Suche sei mühselig. Für manche Apotheken sei es am Telefon schwer zu beurteilen, dass er Cannabis als Medikament benötige. „Man muss selbst auch viel recherchieren. Wenn ich vom Arzt das Rezept bekomme und das Cannabis nicht erhalte, verfällt das Rezept.“
Insgesamt sei die Verfügbarkeit im vergangenen Jahr besser geworden, sagt Wilhelm. Er musste für seine Behandlung kämpfen. Seine Krankenkasse wollte ihm die Kosten für den elektrischen Verdampfer nicht erstatten. „Ich habe einen Anwalt eingeschaltet, der die Verwendung gut begründen konnte.“ Apotheken versorgen Patienten mit Cannabisblüten, patientenindividuellen Kapseln und Tropflösungen aus Cannabisextrakten. Als Nahrungsergänzungsmittel gibt es Cannabis auch bei dm oder bei Lidl in der Schweiz.
* Name von der Redaktion geändert
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