Gedächtnisleistung

Cannabis hält Hirne fit

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Berlin -

Der häufige Konsum von Cannabis wird oft mit einer langfristigen Beeinträchtigung des Denkvermögens in Verbindung gebracht. Wissenschaftler aus Bonn und Jerusalem konnten jedoch in einer Studie zeigen, dass Tetrahydrocannabinol (THC) die kognitive Leistung älterer Mäuse auf das Level von „jugendlichen“ Mäusen anhebt. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Nature Medicine“ veröffentlicht.

Bereits im Alter von 12 Monaten zeigen Mäuse starke kognitive Defizite. Im Rahmen der Studie erhielten sie im Alter von zwei, zwölf oder 18 Monaten eine vierwöchige Behandlung mit THC. Wegen der niedrigen Dosierung waren euphorisierende Effekte ausgeschlossen. Die Kontrollgruppe bekam ein Placebo appliziert.

Die Forscher der Universität Bonn analysierten mit ihren Kollegen der Hebrew University das Lernvermögen und die Gedächtnisleistungen der Tiere, darunter zum Beispiel das Orientierungsvermögen und das Wiedererkennen von Artgenossen. Die kognitiven Funktionen der alten Mäuse, die mit dem Cannabinoid therapiert wurden, entsprachen denen der zwei Monate jungen Kontrolltieren. Die Tiere der Placebogruppe hatten dagegen natürliche altersabhängige Lern- und Gedächtnisverluste.

„Die Behandlung kehrte den Leistungsverlust der alten Tiere wieder komplett um“, so Professor Dr. Andreas Zimmer vom Institut für Molekulare Psychiatrie der Universität Bonn. Dazu wurden Gehirngewebe und Genaktivität untersucht. Beobachtet wurde ein Zuwachs an Verknüpfungen der Nervenzellen, die eine essentielle Rolle im Lernprozess spielen.

Studien zufolge moduliert das Endocannabinoid-System (ECS) physiologische Prozesse des Alterns. Dabei nehmen die Aktivität des ECS während der Alterungsprozesse sowie die Expression der Cannabinoid-Rezeptoren ab. „Mit steigendem Alter verringert sich die Menge der im Gehirn natürlich gebildeten Cannabinoide“, sagt Zimmer. „Wenn die Aktivität des Cannabinoidsystems abnimmt, dann finden wir ein rasches Altern des Gehirns.“

Außerdem wird auch die Konzentration des Endocannabinoids 2-Arachidonoylglycerol (2-AG) im Alter geringer. Endocannabinoide sind ein Teil des Nervensystems und umfassen die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 mit ihren natürlichen Liganden und der nachgeschalteten intrazellulären Signaltransduktion nach der Ligandenbindung. Diese Rezeptoren gehören zu den G-Protein-gekoppelten Proteinen. Auch exogen zugeführte Cannabinoide wie das THC wirken über diese Andockstellen.

Einbußen der kognitiven Leistungsfähigkeit im Alter machen sich zum Beispiel dadurch bemerkbar, dass es schwerer wird, Neues zu erlernen oder mehreren Dingen gleichzeitig Aufmerksamkeit zu schenken. Dies ist ein natürlicher und normaler Prozess; er kann aber auch Demenzerkrankungen begünstigen. Die Wissenschaftler wollen nun in einer klinischen Studie analysieren, ob das exogene Cannabinoid THC auch beim Menschen eine Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit ermöglicht.

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