Cannabis: Ärzte kennen sich zu wenig aus Deniz Cicek-Görkem, 20.12.2017 13:58 Uhr
Drei Viertel der Deutschen finden die Gesetzesänderung zu Medizinalhanf gut. Jeder Fünfte würde gerne medizinisches Cannabis verschrieben bekommen, bemängelt allerdings das unzureichende Wissen der Ärzte. Das sind die Ergebnisse einer im Auftrag von Spektrum Cannabis durchgeführten aktuellen Umfrage.
Spektrum Cannabis ist ein GMP-zertifizierter Importeur, Hersteller und Großhändler von medizinischen Cannabisprodukten. Gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Innofact befragte das Unternehmen 1030 Personen zwischen 18 und 69 Jahren. Die Stichprobe war bevölkerungsrepräsentativ. Die Online-Erhebung fand im Dezember 2017 statt.
72 Prozent der Befragten gaben an, dass medizinisches Cannabis für Patienten leicht zugänglich sein sollte, bei denen eine Cannabistherapie sinnvoll ist. Weitere 73 Prozent halten das Phytotherapeutikum für eine gute Alternative zu chemischen Medikamenten. Zwei Drittel der Deutschen sind außerdem der Meinung, dass deutsche Patienten medizinisches Cannabis vermehrt zur Verfügung gestellt werden sollte – analog zu Kanada. Dort können laut dem Auftraggeber Cannabisblüten bereits seit 2001 verschrieben werden. Seitdem sei die Zahl der Cannabispatienten auf über 200.000 gewachsen. „Die Akzeptanz für diese Therapieform ist also hoch“, schreibt Spektrum Cannabis.
Weiterhin würden 61 Prozent der Studienteilnehmer sich mit Cannabis behandeln lassen, wenn der Arzt ein Rezept ausstellt. Jedoch seien die meisten Ärzte mit der seit März 2017 verordnungs- und erstattungsfähigen Behandlungsmöglichkeit noch nicht ausreichend vertraut. Der Informationsstand zum medizinischen Einsatz und therapeutischen Nutzen von Cannabis in Deutschland steckt im internationalen Vergleich noch in den Kinderschuhen.
„Das Fachwissen der Ärzte ist heute noch sehr begrenzt“, sagt Dr. Pierre Debs, Geschäftsführer von Spektrum Cannabis. „Es gibt noch viele grundlegende Fragen: Welche Cannabissorte für welche Indikation? Welche Anwendungen sind am relevantesten? Was sind die Vorzüge von medizinischem Cannabis gegenüber synthetischen Cannabinoiden? Hier muss von den kanadischen Erfahrungen künftig noch mehr Gebrauch gemacht werden.“ Debs sichert zu, dass ich das Unternehmen an der medizinischen Weiterbildung von Ärzten bezüglich der Cannabisanwendung engagieren wird.
Denn folglich hätten auch deutsche Patienten wenige Erfahrungen mit Medizinalhanf. Jeder fünfte Bürger würde zwar gerne medizinisches Cannabis verordnet bekommen, er räumt aber ein, dass sich der Arzt zu wenig damit auskenne. Dreiviertel der Befragten gaben an, dass die Krankenkasse die Cannabistherapie bezahlen soll, wenn diese vom Arzt verordnet wurde. Knapp jeder Dritte würde gerne die Therapieoption ausprobieren, ist sich aber nicht sicher, ob die Kosten erstattet werden. Unzureichendes Wissen gibt es nicht nur bei den Ärzten: Mehr als die Hälfte der Befragten ist nicht mit den Details der Gesetzgebung vertraut. Denn eine Ablehnung in begründeten Fällen ist zwar möglich, generell sind die Krankenkassen aber gesetzlich dazu verpflichtet, die Kosten zu übernehmen. Etwa die Hälfte aller Anträge wird laut dem Cannabis-Importeur abgelehnt.
Spektrum Cannabis ist die Tochter des kanadischen Unternehmens Canopy Growth Corporation, einem der größten Hersteller von Cannabis weltweit. Seit 2016 liefert Spektrum Cannabis Cannabisblüten an deutsche Apotheken.