Frühere Untersuchungen an Tieren und Menschen gaben bereits Hinweise, dass Cannabidiol (CBD), der Gegenspieler von Tetrahydrocannabinol (THC), antipsychotische Eigenschaften besitzt. Britische Wissenschaftler haben nun in einer kleinen Studie herausgefunden, dass CBD signifikant die Symptome der Schizophrenie lindert.
Die Forscher um Professor Dr. Philip McGuire vom Institut für Psychiatrie, Psychologie und Neurowissenschaften des King's College London zogen für die randomisierte, doppelblinde Parallelgruppenstudie 88 schizophrene Patienten mit bestehender antipsychotischer Medikation heran. Die Studienteilnehmer erhielten sechs Wochen lang entweder CBD (1000 mg/Tag; n=43) oder Placebo (n=45) zusätzlich zu ihren Arzneimitteln.
Vor und nach der Behandlung beurteilten die Wissenschaftler verschiedene Symptome sowie die funktionale und kognitive Leistungsfähigkeit der Studienteilnehmer. Für die Datenerhebung machten sie von verschiedenen Skalen, wie beispielsweise die Positiv- und Negativsyndromskala (PANSS) Gebrauch. Der Gesamtzustand der Patienten wurden von Psychiatern beurteilt.
Nach sechs Wochen wurden bei den Teilnehmer der CBD-Gruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe eine statistisch signifikante Reduktion der positiven psychotischen Symptome beobachtet. Sie zeigten ebenfalls eine Verbesserung der allgemeinen Funktions- und kognitiven Leistungsfähigkeit, die allerdings statistisch nicht signifikant war. Die Patienten hatten weiterhin einen verbesserten Gesamtzustand. Die Studienergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im „American Journal of Psychiatry“.
Auch das Nebenwirkungsprofil war positiv: „CBD war nicht mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden. Dies ist auch potentiell wichtig, da die Patienten aufgrund von Bedenken über Nebenwirkungen möglicherweise zögern, Antipsychotika einzunehmen“, sagt McGuire.
Die Wirkungen scheinen jedoch nicht vom Dopamin-Rezeptor-Antagonismus abhängig zu sein: „Obwohl es immer noch unklar ist, wie CBD genau funktioniert, wirkt es anders als antipsychotische Medikamente und könnte daher eine neue Behandlungsklasse darstellen“, so McGuire. „Herkömmliche Antipsychotika wirken, indem sie Dopaminrezeptoren blockieren. Dopamin ist jedoch nicht der einzige Neurotransmitter, dessen Funktion bei einer Psychose verändert ist, und bei einigen Patienten kann die Dopamin-Funktion relativ normal sein“, erklärt McGuire. „Wir brauchen neue Behandlungsklassen, die auf verschiedene Neurotransmittersysteme abzielen.
Die nächsten Schritte würden jetzt darin bestehen, größere CBD-Studien durchzuführen, um diese ersten vielversprechenden Ergebnisse zu bestätigen und die Wirksamkeit von CBD bei anderen Patienten zu beurteilen. „Unsere Forschungsgruppe bei King's wurde kürzlich vom National Institute for Health Research (NIHR) finanziert, um eine UK-weite CBD-Studie bei Menschen mit einem hohen Risiko, an einer Psychose zu erkranken, durchzuführen“, teilt McGuire mit.
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