Der Wirkstoff Clotrimazol gilt als Goldstandard in der Therapie von Vaginalmykosen. Wichtig für eine optimale Wirkung ist jedoch unter anderem die Galenik: Eine In-vitro-Studie konnte belegen, dass eine Kombination aus Clotrimazol und Milchsäure, wie sie in Canesten Gyn enthalten ist, 5-fach fungizider wirkt als Clotrimazol allein. Die Ergebnisse wurden von Bayer im Rahmen des 63. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe vorgestellt.
Rund drei Viertel aller Frauen leidet in ihrem Leben mindestens einmal an einer Vaginalmykose, fast die Hälfte sogar mindestens zweimal. „Das ist keine einfache Infektion“, erklärt Professor Dr. Hand-Jürgen Tietz, Leiter der Mycoklinik Berlin. „Junge Patientinnen suchen die Schuld oft bei sich“, erläutert er weiter. Das Problem sei, dass Pilze im Vergleich zu Viren keine Immunität hinterließen. Die Sporen dringen oft bis in tiefere Hautschichten vor und sind häufig resistent. „Der Pilz muss also radikal und präzise bekämpft werden“, erklärt Tietz.
Das für die Behandlung eingesetzte Clotrimazol wurde bereits 2005 in die Liste der unverzichtbaren Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenommen. Doch neben der reinen Wirksubstanz sei vor allem auch die Galenik wichtig für die Wirkung. So sei der Zusatz von Milchsäure in Vaginaltabletten sinnvoll, um den pH-Wert abzusenken. „Die Säure ist die Achillesferse des mit Abstand häufigsten Erregers einer Vaginalmykose – Candida albicans. Im sauren Milieu wächst der Hefepilz exponentiell, was einerseits zu den typischen Beschwerden führt, ihn aber gleichzeitig therapeutisch angreifbar macht. In dieser Wachstumsphase bietet er reichlich Angriffspunkte für Clotrimazol.“
Durch den gesenkten pH-Wert werde die Löslichkeit von Clotrimazol erhöht, was wiederrum zu einer erhöhten Bioverfügbarkeit führe, erläutert Dr. Tanju Yesilkaya von Bayer. „Lokal steht also mehr Wirkstoff zur Verfügung.“ Die fungizide Wirksamkeit von Clotrimazol sei daher im sauren Milieu erhöht, was auch eine In-vitro-Studie zeige. Die zur quantitativen Wirksamkeitsbestimmung international etablierte Verdünnungstechnik mit Bestimmung von koloniebildenden Einheiten auf einem festen Medium verglich die milchsäurehaltigen Vaginaltabletten Canesten Gyn mit 200 mg Clotrimazol und ein Vergleichspräparat der gleichen Stärke ohne Milchsäurezusatz.
Beide Präparate hätten eine hohe mykotische Wirksamkeit gezeigt, die milchsäurehaltigen Tabletten seien jedoch fünfmal fungizider gewesen und damit überlegen. „Mit Hilfe der vorliegenden Arbeit konnte der schon zuvor gezeigte Vorteil von Vaginaltabletten mit Zusatz von Milchsäure gegenüber der klassischen Formulierung ohne Milchsäure eindrucksvoll bestätigt werden“, meint Tietz. „Insgesamt bedeutet dies: Im Sauren ist der Pilz am empfindlichsten und das Antimykotikum am wirksamsten. Je saurer das therapeutische Milieu, desto erfolgreicher ist die Behandlung.“
Apothekerin Federica Koller gab außerdem Tipps für die Beratung: „Die Patientinnen sind oft sehr dankbar, wenn sie schnelle Linderung erfahren.“ Vor allem Patientinnen mit einer Antibiotikatherapie oder solche in den Wechseljahren gehörten zur Zielgruppe, ebenso wie Frauen, die orale Kontrazeptiva oder Immunsuppressiva verwenden oder einen schlecht eingestellten Blutzuckerwert haben.
Ein häufiger Irrtum sei jedoch noch immer eine Milchsäuretherapie im Anschluss an die erfolgreiche Behandlung der Vaginalmykose. Eine solche Therapie sei nur für Frauen, denen nachweislich Milchsäurebakterien in der Vaginalflora fehlen, denkbar – oder aber bei Neigung zu häufigen Blasenentzündungen. Nach einer Pilzinfektion sei Milchsäure jedoch ungeeignet – im Gegenteil: Häufig führe eine solche Therapie vielmehr zu einer erneuten Infektion, erklärt Tietz. Auch saure Waschlotionen seien daher ungeeignet. „Während der Erkrankung sollte am besten nur Wasser zur Reinigung verwendet werden“, empfiehlt auch Koller. Hinterher sei statt einer Milchsäure-Kur vielmehr eine Pflege mit Lipidcremes geeignet. „Nach der antimykotischen Therapie kann die Anwendung fetthaltiger Cremes zur Pflege und Regeneration der postinfektiösen Vaginalhaut empfohlen werden.“
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