Eine relativ neue Pilzart breitet sich weltweit immer mehr aus: Candida auris. Auch in Deutschland steigen die Infektionszahlen, wie eine neue Studie belegt. Das Gefährliche: Die Behandlung wird durch das Potenzial des Pilzes, Resistenzen gegenüber allen verfügbaren Antimykotika-Klassen zu entwickeln, erheblich erschwert.
Die Art Candida auris wurde erstmalig 2009 beschrieben. Seither verdrängt sie in einigen Ländern bereits die klassischen Arten. Besonders in den USA wurde eine dramatische Zunahme von diesen Pilz-Infektionen und gleichzeitig eine weitere Resistenzentwicklung beobachtet. Aber auch in England, Spanien und Italien nahmen die Infektionszahlen zu. Eine aktuelle Analyse des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) zeigt für Europa insgesamt einen erheblichen Anstieg.
Wie eine aktuelle Studie von Forscher:innen aus Würzburg, Jena und Berlin belegt, ist auch Deutschland betroffen. Zwar seien die Zahlen derzeit noch niedrig, jedoch raten die Wissenschaftler:innen zu Vorsichtsmaßnahmen. Denn Candida auris ist in der Regel resistent gegenüber Fluconazol und kann auch gegen weitere Antimykotika Resistenzen entwickeln. Davon sind insbesondere die sogenannten Echinocandine betroffen.
Diese Klasse von antimykotischen Wirkstoffen kann spezifisch die Synthese von Beta-Glucan in der Zellwand von Pilzen hemmen. Sie werden zur Behandlung von invasiven Pilzinfektionen, insbesondere bei immunsupprimierten Patienten, eingesetzt und sind daher eine wichtige Therapieoption.
Ein weiteres Problem: Candida auris kann im Gegensatz zu anderen Candida-Arten effizient über direkten und indirekten Kontakt von Patient:in zu Patient:in übertragen werden. So kann es zu schwer kontrollierbaren Krankenhausausbrüchen kommen. Daher klassifizieren die ECDC diese Pilzart als „dringliche Bedrohung“: die höchste Priorisierungskategorie innerhalb der multiresistenten Krankheitserreger.
Zwar gab es in Deutschland seit 2015 nur Einzelfälle von Infektionen mit Candida auris, aber eine im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichte Analyse belegt, dass die Fallzahlen in den vergangenen Jahren zugenommen haben. Studienleiter Dr. Alexander Aldejohann vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) sowie Wissenschaftler:innen vom Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) und dem Robert Koch-Institut (RKI) und Professor Oliver Kurzai, Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie und Leiter des NRZMyk wiesen anhand eines Abgleichs nach, dass die insgesamt 43 Candida-auris-Fälle zudem zu 80 Prozent hoch-resistent gegenüber Fluconazol waren.
Der Wirkstoff wird normalerweise als Antimykotikum zur systemischen Anwendung eingesetzt, sowie zur Behandlung und zur Vorbeugung von Pilzinfektionen. Die Datenanalyse erfasste zudem für 2021 und 2022 wahrscheinliche nosokomiale Übertragungen in Deutschland. Solch Übertragungen erfolgen im Zusammenhang mit medizinischen Maßnahmen, in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder ambulanten Praxen.
Die Fallzahlen der Infektionen mit Candida auris, seien laut den Wissenschaftler:innen zwar nach wie vor niedrig, aber der deutliche Anstieg während der vergangenen zwei Jahre und der Nachweis erster Übertragungsereignisse in Deutschland sollten ihrer Ansicht nach als Alarmsignal gewertet werden.
„Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Spanien, Italien oder Großbritannien sind die Fallzahlen bei uns zum Glück noch niedrig. Wir müssen alles dafür tun, dass das so lange wie möglich so bleibt. Unsere Erfahrung zeigt, dass jede Infektion mit Candida auris schwer zu behandeln und für Patient:innen potenziell lebensbedrohlich ist“, so die Forscher:innen. Die gute Nachricht sei aber: „Kein Patient und keine Patientin in einem deutschen Krankenhaus muss Angst haben, sich mit Candida auris zu infizieren“, so Dr. A. Aldejohann, Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, Institut für Hygiene und Mikrobiologe, Universität Würzburg.
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