SGLT-2-Hemmer

Canagliflozin schützt die Niere

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Berlin -

„Nierenexperten sprechen von einem Meilenstein“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN). In vielerlei Hinsicht seien die in Melbourne auf dem Welt-Nierenkongress vorgestellten und im „New England Journal of Medicine“ publizierten Studienergebnisse eine Sensation. Denn die Daten zeigen: Canagliflozin kann das Fortschreiten der chronischen Nierenkrankheit (CKD) zusätzlich zur Standardtherapie aufhalten.

Dass selektive Hemmer des Natrium-Glucose-Cotransporters 2 (SGLT2) die Nierenfunktion schützen können, wurde eher zufällig entdeckt. Maßgeblich daran beteiligt war der Würzburger Nephrologe Professor Dr. Christoph Wanner. Diabetes Typ 2 ist weltweit die häufigste Ursache für Nierenversagen. Weltweit sterben etwa fünf bis zehn Millionen Patienten an den Folgen der CKD. In Deutschland sind etwa 80.000 Menschen dialysepflichtig. Die Ergebnisse der Credence-Studie stellen ein Durchbruch dar.

Australische Wissenschaftler untersuchten etwa 4400 Typ-2-Diabetiker mit diabetischer Nierenerkrankung, die über mindestens vier Wochen zur Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) mit einem ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker behandelt wurden. Die Probanden waren im Durchschnitt 63 Jahre alt, etwa 34 Prozent waren weiblich. Die Teilnehmer hatten eine glomuläre Filtrationsrate zischen 30 und 90 ml/min/1,73 m² und wurden entweder mit 100 mg Canagliflozin oder Placebo behandelt. Die Nachbeobachtungszeit betrug im Median 2,62 Jahre.

Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen, denn bereits vor dem geplanten Studienende zeichnete sich eine signifikante Überlegenheit des SGLT2-Hemmers ab. Der renale Studienendpunkt bestand aus dem Erreichen der Dialysepflicht, der Verdopplung des Serum-Kreatinins oder dem renalen Tod. Unter Canagliflozin konnte das Erreichen mit 34 Prozent um etwa ein Drittel reduziert werden. Außerdem wurde unter dem SGLT2-Hemmer ein hochsignifikant geringeres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben, beobachtet. „Allein die Rate der Patienten, die dialysepflichtig wurden, konnte durch die SGLT-2-Hemmung zusätzlich zur Standardtherapie um fast ein Drittel gesenkt werden, was enorm ist“, kommentiert Professor Dr. Jan C. Galle, Pressesprecher der DGfN, die Studienergebnisse.

Das Fazit der Studienautoren: Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und Nierenerkrankungen war das Risiko von Nierenversagen und kardiovaskulären Ereignissen in der Canagliflozin-Gruppe geringer als in der Placebo-Gruppe bei einem mittleren Follow-up von 2,62 Jahren.

Gliflozine hemmen die Glucose-Rückresorption in den Nierentubuli. Dadurch wird Glucose verstärkt mit dem Urin ausgeschieden und der Blutzuckerspiegel sinkt. Der Wirkmechanismus ist unabhängig von der Insulinausschüttung und Insulinwirkung im Körper. Die oralen Antidiabetika könnten künftig in die Standardtherapie von Patienten mit diabetischer Nierenkrankheit integriert werden, denn während der Studie wurden keine relevanten Sicherheitssignale beobachtet.

Unter der Leitung von Wanner läuft derzeit noch eine Studie zu Empagliflozin mit etwa 5000 Teilnehmern, die an einer manifesten chronischen Nierenerkrankung – mit oder ohne Diabetes – leiden. Spannend ist laut Wanner, ob auch Nicht-Diabetiker in gleicher Weise vom renoprotektiven Effekt der Behandlung profitieren können.

Canagliflozin (Invokana, Janssen, wird derzeit in Deutschland nicht vermarktet), Dapagliflozin (Forxiga und Xigduo (Kombination mit Metformin), AstraZeneca), Empagliflozin (Jardiance, Boehringer Ingelheim) und Ertugliflozin (Steglatro und Steglujan (Kombination mit Sitagliptin), MSD) sind zur Behandlung von Diabetes Typ 2 indiziert.

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