Mantelzell-Lymphom

Calquence: Konkurrenz für Imbruvia APOTHEKE ADHOC, 02.11.2017 09:24 Uhr

Calquence gegen MCL: AstraZeneca hat von der FDA die Zulassung für Acalabrutinib erhalten – einen Bruton-Tyrosinkinase (BTK) Hemmer der zweiten Generation. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Zulassung für selektiven Bruton-Tyrosinkinase (BTK) Hemmer: Die US-Arzneimittelbehörde (FDA) hat AstraZeneca die Zulassung für Calquence (Acalabrutinib) ausgesprochen.

Erwachsene mit der Diagnose Mantelzell-Lymphom (MCL) können künftig in den USA mit Calquence behandelt werden – vorausgesetzt sie wurden zuvor mit mindestens einer anderen Therapie behandelt und sprachen entweder auf diese nicht an oder erlitten einen Rückfall. Der Kinase-Hemmer der zweiten Generation blockiert ein Enzym, das der Krebs benötigt, um sich zu vermehren und auszubreiten. So kommt es schließlich zur Apoptose. Im Vergleich zu Imbruvia (Ibrutinib, Janssen) soll der neue Arzneistoff in seiner Wirkung spezifischer sein und weniger Nebenwirkungen hervorrufen.

MCL ist eine besonders aggressive Krebsart. Calquence könnte für die Betroffenen der seltenen und schnell wachsenden Form des Non-Hodgkin-Lymphoms eine neue Therapieoption sein. Etwa 3 bis 10 Prozent aller Non-Hodgkin-Lymphome entfallen auf das Mantelzell-Lymphom. Die mediane Überlebenszeit beträgt etwa fünf Jahre. Betroffen sind meist Männer, das Verhältnis der Erkrankungen liegt bei 3:1, der Altersmedian liegt bei 65 bis 75 Jahren. Der Großteil der Diagnosen wird erst im fortgeschrittenen Stadium gestellt. In der Regel hat sich der Krebs dann bereits auf die Lymphknoten, das Knochenmark und andere Organe ausgedehnt.

Die Entscheidung der FDA beruht auf Daten einer einarmigen Studie an 124 Patienten, die mindestens eine Vorbehandlung erhalten hatten. Die Studie ACE-LY-004 belegte eine Gesamtansprechrate von 80 Prozent. Eine vollständige Antwort wurde bei 40 Prozent der Probanden dokumentiert, bei den anderen 40 Prozent wurde eine partielle Remission verzeichnet.

Zu den häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen während der Studie zählten Anämie mit 46 Prozent, Kopfschmerzen mit 39 Prozent, Neutropenie mit 36 Prozent, Durchfall mit 31 Prozent sowie Müdigkeit mit 28 Prozent. Myalgien und Blutergüsse wurden zu je 21 Prozent dokumentiert.

Calquence kann mit oder ohne Nahrung eingenommen werden. Betroffene schlucken alle zwölf Stunden eine Kapsel zu 100 mg. Das Arzneimittel erhielt im September 2015 von der FDA und im März 2016 von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) den Status Orphan drug für die Behandlung von Erwachsenen mit MCL, Chronisch Lymphatischer Leukämie (CLL) und Walenström-Makroglobulinämie (WM).

Imbruvica wurde 2014 für erwachsene Patienten mit CLL, die nicht auf vorangegangene Therapien ansprachen, und für die Behandlung von wiederauftretenden oder therapieresistenten MCL zugelassen. Die Wirksamkeit wurde in drei klinischen Studien für beide Krebsarten belegt. Die Entstehung bösartiger Lymphome ist auf eine übermäßige Funktion entarteter B-Zellen zurückzuführen. Das Protein Bruton-Tyrosinkinase (BTK) reguliert das Wachstum und Überleben solcher Zellen. Genau hier greift Ibrutinib an und bindet an BTK und hemmt somit die Verbreitung bösartiger B-Zellen.