Außer Vertrieb

Bye bye Proculin

, Uhr
Berlin -

Bausch + Lomb trennt sich von Proculin Augentropfen (Naphazolin). Bis zum Sommer werden die Bestände des Arzneimittels zur Schleimhautabschwellung bei nicht-erregerbedingter Bindehautentzündung voraussichtlich noch reichen.

„Bausch + Lomb hat sich dazu entschieden, die Produktion von Proculin aufgrund von unerwarteten Herausforderungen beim Herstellungsprozess einzustellen“, teilt eine Sprecherin mit. Der Außendienst ist bereits mit der Botschaft in den Apotheken unterwegs. Diese haben ein letztes Mal die Möglichkeit, sich mit Proculin zu bevorraten: Die derzeitigen Bestände sollen der Sprecherin zufolge bis April/Mai dieses Jahren reichen.

Als Alternative für Proculin nennt Bauch + Lomb das eigene Produkt Berberil N (Tetryzolin). Indiziert sind die Augentropfen bei Augenreizungen beispielsweise durch Wind, Rauch, Chlorwasser oder Licht. Außerdem ist Berberil zur Behandlung von allergischen Augenentzündungen wie Heuschnupfen oder Blütenstaubüberempfindlichkeit angezeigt. Berberil N ist im Mehrdosenbehältnis (MDO) und im Einzeldosenbehältnis (EDO) erhältlich. Betroffene können je nach Bedarf zwei- bis dreimal täglich einen Tropfen in das betroffenen Auge geben. Die Anwendung ist auf maximal fünf Tage beschränkt. Allerdings ist der Wirkstoff bei Glaukompatienten, koronarer Herzkrankheit, Bluthochdruck oder Diabetes kontraindiziert.

Patienten könnten nun zu Berberil N wechseln, so die Sprecherin. Dabei handele es sich um das Pendant zu Proculin: Während das Naphazolin-Produkt vor allem in den neuen Bundesländern verkauft werde, sei Berberil vor allem in der ehemaligen BRD bekannt. Tetryzolin ist außerdem enthalten in Ophtalmin (Dr. Winzer) oder Visine Yxin (Johnson & Johnson) sowie in Kombination mit Antazolin in AllergoConjuct (Infectopharm).

Proculin wurde beispielsweise bei einer allergischen Bindehautentzündung angewendet. Das Alpha-Sympathomimetikum besitzt eine strukturelle Verwandtschaft zu Oxymetazolin und Xylometazolin, die in abschwellenden Nasensprays und -tropfen enthalten sind, sowie zu Tetryzolin. Naphazolin stimuliert die alpha-adrenergen Rezeptoren des sympathischen Nervensystems und verursacht am Auge eine Konstriktion der dilatierten Arteriolen. Die vermehrte Schleimhautdurchblutung wird auf ein normales Maß heruntergefahren.

Das Imidazolin-Derivat kann auch bei topischer Anwendung systemische Effekte hervorrufen. Möglich ist dies bei rasch wiederholter Anwendung, wenn größere Mengen des Arzneimittels über den Tränenkanal in die Nase gelangen und resorbiert werden.

Die Anwendung von Augentropfen fällt nicht jedem leicht. Der allgemeine Ablauf könnte wie folgt sein: Die Patienten sollten sich nach dem Händewaschen hinsetzen und die Augentropfen in der Hand oder der Hosentasche auf Körpertemperatur bringen. Anschließend den Kopf zurücklehnen, das untere Lid vorsichtig zurückziehen und einen Tropfen in das Auge fallen lassen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Spitze der Augentropfenflasche nicht mit dem Auge in Berührung kommt, um eine Kontamination zu vermeiden. Ist der Tropfen im Auge, sollte dieses für etwa eine Minute geschlossen, aber nicht zugekniffen werden. Der Tränenkanal sollte vorsichtig abgedrückt werden. Die Flüssigkeit bleibt so länger im Auge und wird nicht gleich durch den Tränenkanal abtransportiert. Zudem sollte das geschlossene Auge bewegt werden, um eine ganzheitliche Benetzung zu gewährleisten. Werden verschiedene Augentropfen angewendet, sollte zwischen den einzelnen Präparaten ein Tropfabstand von mindestens 15 Minuten eingehalten werden. Zudem wird Kontaktlinsenträgern empfohlen, die Linsen vor der Anwendung der Produkte zu entfernen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
dm und Shop-Apotheke liegen vorn
Windstar: Apotheken sind OTC-Verlierer
Mehr aus Ressort
Immunisierung mit Nirsevimab läuft schleppend
Beyfortus: Kinderärzte beklagen Engpass

APOTHEKE ADHOC Debatte