Galenus-von-Pergamon-Preis

Bundesregierung zeichnet Shingrix und Reagila aus

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Berlin -

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat zum 30. Mal den Galenus-von-Pergamon-Preis vergeben. Seit 1985 ehrt das Ministerium damit innovative und bahnbrechende Arzneimittelentwicklungen. Der Preis ging in diesem Jahr an vier Arzneimittel in drei Kategorien sowie an ein Team von Transplantationsmedizinern.

Angefangen hatte Claudius Galenus von Pergamon als Gladiatorenarzt, arbeitete sich in seinem langen Berufsleben aber bis zum Leibarzt des römischen Kaisers hoch. Zu verdanken hatte er seinen Erfolg vor allem seiner wissenschaftlichen Denkweise: ein System, das auf Erfahrung und der Erkenntnis von kausalen Zusammenhängen und Vernunft basiert. Damit wurde er zu einem der Väter der modernen medizinisch-pharmakologischen Wissenschaften – und ein idealer für den am Donnerstag vergebenen Preis für herausragende Forschungsleistungen in der klinischen oder experimentellen Pharmakologie.

Bei einer Gala mit 200 Besuchern würdigte der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Michael Meister, Bewerber und Preisträger. Am Nachmittag zuvor hatte eine 14-köpfige Jury unter dem Vorsitzenden Professor Dr. Erland Erdmann in einer geheimen Sitzung aus 18 Bewerbern die Sieger gewählt. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. In der Kategorie Grundlagenforschung ging er an das Team um Professorin Dr. Sonja Schrepfer vom Universitären Herz- und Gefäßzentrum Hamburg, die im Bereich der Transplantationsmedizin mit Stammzellen forschen, die aus Körperzellen hergestellt werden.

In der Kategorie „Primary Care“ ging der Award an Shingrix von GlaxoSmithKline. Der rekombinanten Totimpfstoff gegen Herpes Zoster ist seit Mai 2018 auf dem Markt zur Vorbeugung von Herpes Zoster und postzosterischer Neuralgie bei Erwachsenen ab dem 50. Geburtstag zugelassen. Zur Grundimmunisierung sind zwei Impfdosen zu je 0,5 ml nötig. Die zweite Impfung erfolgt im Abstand von zwei Monaten auf die erste Dosis. Damit können Geimpfte vor Gürtelrose und damit verbundenen Nervenschmerzen geschützt werden – rund 400.000 Fälle von Gürtelrose gibt es in Deutschland jährlich. Eine andere Auszeichnung hatte Shingrix bereits im Dezember 2018 erhalten: Die Ständige Impfkommission hatte Shingrix allen Personen allen Personen ab einem Alter von 60 Jahren empfohlen, bei Risikogruppen schon ab 50. Daraufhin machte der Gemeinsame Bundesausschuss Shingrix im Frühjahr zur Kassenleistung.

In der Kategorie „Specialist Care“ wurde das Psycholeptikum Reagila (Cariprazin, Recordati) ausgezeichnet. Es ist zur Behandlung der Schizophrenie von Erwachsenen indiziert. Der Wirkmechanismus unterscheidet sich von den bislang verfügbaren Antipsychotika. Cariprazin hat eine partialagonistische Aktivität an den Dopamin-Rezeptoren D2 und D3 – wobei die Affinität zum D3-Rezeptor um das Zehnfache höher ist – und dem Serotonin-Rezeptor 5-HT1A. Außerdem wirkt die Substanz antagonistisch am 5-HT2A- und am Histamin-H1-Rezeptor auf. Cariprazin werden antipsychotische Eigenschaften zugesprochen. Damit besseert Reagila nicht nur sogenannte „Positivsymptome“ wie wie Wahnvorstellungen sondern auch „Negativsymptome“ wie Antriebsminderung. Im Oktober 2018 hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem Arzneimittel einen Hinweis auf einen geringen Zusatznutzen gegenüber der bisherigen Standardtherapie bei Patienten mit überwiegender Negativsymptomatik zugesprochen.

In der Kategorie „Orphan Drugs“ wiederum habe es eine Besonderheit: Es wurden zwei Arzneimittel ausgezeichnet, nämlich die beiden CART-T-Therapien Kymriah (Tisagenlecleucel, Novartis) und Yescarta (Axicabtagen-Ciloleucel, Kite/ Gilead). CAR-T-Therapien gelten als eine der größten Hoffnungen im Kampf gegen den Krebs: Dabei werden T-Zellen des Patienten zunächst gesammelt und anschließend mittels Gentechnik so modifiziert, dass sie ein neues Gen enthalten, das die Krebszellen angreift und tötet. Kymriah ist gegen zwei Arten von Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) zugelassen, nämlich die die B-Zellen betreffende akute lymphatische Leukämie (ALL) bei Kindern und jungen Erwachsenen sowie das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) bei Erwachsenen. Die Therapie hat bereits seit 2014 den Status Orphan Drug.

Yescarta wiederum ist zugelassen für die hämatologische Krebsbehandlung von Erwachsenen mit rezidiviertem oder refraktärem großzelligem B-Zell-Lymphom nach zwei oder mehr systemischen Therapieansätzen einschließlich des DLBCL, Patienten mit primärem mediastinalem großzelligem B-Zell-Lymphom (PMBCL) sowie Patienten mit hochgradigem B-Zell-Lymphom und DLBCL aus einem follikulären Lymphom erhalten.

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