Wenn Brustkrebs Metastasen bildet, sinken die Heilungsaussichten dramatisch. Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg haben nachweisen können, dass bestimmte Krebszellen im Blut für die Bildung von Metastasen verantwortlich sind. Drei Oberflächenproteine sind charakteristisch; die Forscher hoffen daher, nicht nur Biomarker, sondern auch Zielstrukturen für die medikamentöse Behandlung gefunden zu haben.
Einzelne Krebszellen, die sich vom Tumor abgelöst haben und in der Blutbahn zirkulieren (Circulating Tumor Cells, CTC), gelten als verantwortlich für die Entstehung von Metastasen. Andererseits bilden sich bei vielen Patientinnen keine Tochtergeschwüre, obwohl Krebszellen in ihrem Blut zirkulieren – es müsse also spezifische Zellen geben, so die These der Forscher um Professor Dr. Andreas Trumpp.
In einer systematischen Fahndungsaktion isolierten die Wissenschaftler aus den CTC von 350 Brustkrebspatientinnen zunächst Zellen, die ein typisches Eiweiß für Brustkrebs-Stammzellen auf ihrer Oberfläche tragen (CD44). Das Protein hilft der Zelle, sich im Knochenmark festzusetzen. Diese Zellpopulation wurde wiederum nach bestimmten Oberflächenmarkern durchkämmt, die den Zellen beim Überleben in fremdem Gewebe helfen. Dazu zählt beispielsweise ein Signalmolekül, das vor Angriffen des Immunsystems schützt (CD47) sowie einen Oberflächenrezeptor, der die Wanderbereitschaft und Invasionsfähigkeit der Zellen steigert (MET).
Mit einem Zellsorter, konnten die Forscher solche CTC isolieren, die alle drei Merkmale (CD44, CD47, MET) zugleich aufwiesen. Diese transplantierten sie in das Knochenmark von Mäusen mit defektem Immunsystem, bei denen sich Metastasen in Knochen, Lunge und Leber bildeten.
Je nach Patientin machten Zellen, die alle drei Oberflächenmoleküle ausbilden, zwischen 0,6 und 33 Prozent der gesamten CTC aus. „Interessanterweise tragen ausschließlich CTC mit dem Stammzellmarker CD44 die Kombination der beiden anderen Oberflächenmoleküle“, sagt Irène Baccelli, die federführend an dem Projekt beteiligt war. „Es sieht daher so aus, als handle es sich bei den dreifach-positiven Zellen um eine spezialisierte Untergruppe der Brustkrebs-Stammzellen, die im Blut zirkulieren.“
Beim Fortschreiten der Erkrankung, so beobachteten die Forscher an einer kleinen Gruppe von Patientinnen, steigt die Anzahl der dreifach-positiven Zellen an, nicht jedoch die Gesamtzahl der CTC. Patientinnen mit einer besonders hohen Zahl an dreifach-positiven Zellen hatten darüber hinaus besonders viele Metastasen und eine sehr viel ungünstigere Prognose als Frauen, bei denen nur wenige dieser Metastasen-induzierenden Zellen nachgewiesen wurden. Diese neuen Ergebnisse sollen nun in einer großen Studie bestätigt werden. Studien dazu sollen bei der 33. Jahrestagung der DGS vom 27. bis 29. Juni in München vorgestellt werden.
Dass ausgerechnet die beiden Proteine CD47 und MET Metastasen-induzierende Zellen kennzeichnen, ist für die Forscher eine gute Nachricht: Gegen CD47 werden bereits therapeutische Antikörper entwickelt, die die Funktion des Moleküls blockieren. Eine Substanz, die die Aktivität des MET-Rezeptors hemmt, ist bereits zugelassen und zeigt gute Wirkung bei einer bestimmten Form von Lungenkrebs. Um welchen Wirkstoff es sich handelt, wollen die Wissenschaftler nicht verraten.
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