Arzneimittelzulassung

Brexit: Schweden will die EMA

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Berlin -

Entscheiden sich die Briten im Juni per Referendum zu einem Austritt aus der EU, ist auch die Zukunft der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) ungewiss. Schweden hätte offenbar Interesse, die Behörde aufzunehmen. Das Land habe beste Voraussetzungen, so der Chef des schwedischen Pharmaverbands LIF, Anders Blanck.

Die EMA hat seit ihrer Gründung im Jahr 1995 ihren Sitz in London. Ein Brexit würde einen Umzug der Behörde unumgänglich machen, findet Blanck. In diesem Fall würde aus seiner Sicht ein Standort in Schweden Sinn machen: Das Land sei bekannt für seine führende Rolle im Bereich der Arzneimittelzulassung in Europa.

„Falls das Referendum in Großbritannien zu einem 'Nein' zu Europa führt, sollte unsere Regierung sich sofort darum bemühen, den Sitz der EMA nach Schweden zu holen“, schreibt der Verbandschef. „Mein Rat ist, schon heute mitzuüberlegen, wie eine solche Bewerbung erfolgreich sein könnte. Wir als Vertreter der Pharmaindustrie sind bereit, uns mit voller Kraft einzubringen. Die EMA in Schweden würde einen ungeheuren Schub für den gesamten Bereich der Lebenswissenschaften bedeuten“.

Schweden unterstreicht damit seinen Führungsanspruch im Bereich der Pharmazie und der Gesundheitswissenschaften. Das Land ist unter anderem Heimat des Karolinska Institutes, welches die Nobelpreise vergibt. Hersteller wie AstraZeneca und GE Healthcare investieren stark in den Standort.

Weder die EMA selbst noch die EU-Kommission haben sich bislang dazu geäußert, was bei einem Brexit mit der Agentur geschehen würde. Für Blanck ist die Sache eindeutig: Er sieht keinen anderen Weg für die Behörde und deren etwa 600 Mitarbeiter, die britische Hauptstadt zu verlassen.

Viele Pharmaunternehmen sehen einen Umzug der EMA im Falle des Brexits ebenfalls als unausweichlich an. Befürchtet wird allerdings auch, dass ein britisches „Aus“ einen großen negativen Einfluss auf die Regulierung des Gesundheitswesens in Europa haben könnte. Vor diesem Hintergrund hatte in der vergangenen Woche bereits der europäische Verband der forschenden Pharmaindustrie, EFPIA, vor einem Austritt der Briten aus der EU gewarnt.

Als europäische Behörde ist die EMA verantwortlich für die Bewertung und Überwachung der Arzneimittel in der EU. Hauptaufgabe dabei ist die Zulassung von Medikamenten für Menschen und Tiere. Die EMA fungiert aber auch als Schlichtungsstelle, wenn beispielsweise nationale Behörden sich bei dezentralen Verfahren nicht einig über die Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit von Medikamenten sind. So hatte die Agentur beispielsweise auf Anfrage der italienischen Behörde eine Sicherheitsbewertung zu Fusafungin vorgenommen und das Ruhen der Zulassung empfohlen.

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