Die Lyme-Borreliose wird per Zeckenstich auf Menschen übertragen. Dabei kann die Erkrankung sehr vielgestaltig und unterschiedlich schwer verlaufen. Oftmals treten die Symptome erst lange nach der Infektion auf und können eine schnelle Diagnose erschweren und damit den Therapiebeginn verzögern. Bisher gibt es zudem keinen schützenden Impfstoff.Das könnte sich bald ändern: Denn nun zeigte ein Borreliose-Impfstoffkandidat in Studien positive Ergebnisse.
Die meisten Infektionen mit Borrelien verlaufen unbemerkt, weil es nicht immer zur typischen Wanderröte kommt. Auftretende Symptome sind oftmals diffus, können sehr unterschiedlich sein und zu verschiedenen Zeitpunkten einzeln oder in Kombination auftreten. Dadurch ist eine Borreliose nicht immer leicht zu erkennen. Aktuell bleibt vielen Betroffenen nur eine Antibiotikabehandlung. Zwar spricht der Großteil der Behandelten gut darauf an, es können aber auch bleibende Schäden, die oftmals neurologisch ausgeprägt sind, entstehen. Eine Prävention in Form einer Impfung könnte Abhilfe schaffen.
Der Impfstoffkandidat VLA15 wurde vom Wiener Biotech-Unternehmen Valneva in Kooperation mit Pfizer entwickelt und könnte demnächst Menschen vor einer Borreliose-Erkrankung schützen. Die Ergebnisse aus klinischen Studien wurden kürzlich in der Zeitschrift „Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht. Das Vakzin ist der derzeit weltweit einzige Borreliose-Impfstoff in klinischer Entwicklung. Er zielt auf die sechs häufigsten Serotypen des äußeren Oberflächenproteins A (OspA) ab, die mit den häufigsten pathogenen Borrelia-Arten in Europa und Nordamerika in Verbindung stehen.
Die Wirksamkeit wurde in zwei Phase-2-Studien mit etwas mehr als 800 Proband:innen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren untersucht. Keiner der Teilnehmer:innen hatte zum Studienzeitpunkt eine Lyme-Borreliose oder Zeckenbisse in der jüngeren Vergangenheit. Verabreicht wurden insgesamt drei Teilimpfungen mit Wirkstoff oder Placebo. In der ersten Studie wurde jeweils eine Dosis am ersten Tag, nach einem Monat und nach zwei Monaten gespritzt.
Das Impfschema der zweiten Studie erfolgte mit intramuskulärer Injektion am Tag eins, die beiden weiteren nach zwei und sechs Monaten. Die Antigendosis betrug je nach Gruppe 90, 135 oder 180 Mikrogramm.
Das Fazit: VLA15 war sicher, gut verträglich und löste starke Antikörperreaktionen gegen alle sechs OspA-Serotypen aus. Diese Ergebnisse unterstützen die weitere klinische Entwicklung von VLA15 unter Verwendung der 180 μg-Dosis und des 0-2-6-Monats-Schemas, das mit den stärksten Immunreaktionen verbunden war.
In beiden Studien traten in den VLA15-Gruppen häufiger unerwünschte lokale und systemische Nebenwirkungen auf als in den Placebo-Gruppen, wobei der Großteil leicht oder mittelschwer war. Schwerwiegende unerwünschte Nebenwirkungen waren in allen Gruppen selten. Lediglich eine schwerwiegende unerwünschte Nebenwirkung wurde gemeldet. Diese sei aber nach Anpassung der Begleitmedikation verschwunden, so die Forscher:innen.
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