Bayer räumt Portfolio auf Nadine Tröbitscher, 07.12.2016 13:24 Uhr
Arzneimittel verschwinden nicht nur wegen Sicherheitsbedenken vom Markt; auch Fest- und Rabattverträge können Ursachen sein. Bayer verschlankt das Sortiment: Bonefos verschwindet, bei Fluanxol und Noctamid wird das Angebot reduziert; dafür gibt es Xarelto in einer neuen Wirkstärke. Auch andere Hersteller räumen auf.
Bonefos (Clodronat) wurde ersatzlos gestrichen. „Der Stellenwert der Substanzklasse hat sich verändert“, sagt ein Konzernsprecher. „Auf dem deutschen Markt gibt es weiterhin generische Clodronate, sodass die Versorgung mit dieser Substanzklasse weiterhin sichergestellt ist.“ Allerdings haben sich auch Generikahersteller schon zurückgezogen, aktuell gibt es Präparate von Hexal/1A und Riemser.
Clodronat wirkt dem Knochenabbau entgegen. Das Biphosphonat reichert sich im Knochengewebe an und reguliert den Calciumhaushalt – weniger Knochen wird abgebaut. Bereits im Februar hatte Bayer die höhere Dosierung der Ampullen vom Markt genommen.
Das Psychopharmakon Fluanxol (Flupentixol) wird in seiner Produktvielfalt ebenso ausgedünnt. Die einzelnen Depot-Ampullen sind außer Vertrieb. Laut Bayer verbleibt bei allen Darreichungsformen mindestens eine Packungsgröße im Markt. Somit sei die Partientenversorgung gesichert.
Flupentixol ist ein Neuroleptikum mit antipsychotischer Wirkung und wird bei Schizophrenien und Psychosen eingesetzt. Die ölige Depotinjektion blockiert vorrangig den postsynaptischen Dopaminrezeptor und erhöht die Ausschüttung des Neurotransmitters. Injiziert wird einmal alle zwei bis vier Wochen.
Bei Noctamid (Lormetazepam) kassiert Bayer die 10er-Packung nun auch bei der Variante à 1 mg. Die doppelt so starke Dosierung ist schon seit längerem nur in Packungen mit 20 Tabletten erhältlich.
Dafür hat der Leverkusener Konzern Xarelto (Rivaroxaban) neu in der Stärke 2,5 mg im Sortiment. Packungsgrößen mit 28, 56 (N2) und 196 Filmtabletten (N3) sind erhältlich. „Die Packungsgrößen entsprechen den Bedürfnissen von Ärzten und Patienten“, so der Konzernsprecher.
Rivaroxaban hemmt den Gerinnungsfaktor Xa und ist unter anderem zugelassen zur Prophylaxe von venösen Thrombosen und Embolien nach elektiven mit Hüftgelenks- und Kniegelenkersatz-Operationen, zur Prävention von ischämischen Schlaganfällen und systemischen Embolien bei nicht valvulärem Vorhofflimmern.
Pfizer streicht sein Antibiotikum Sobelin mit 75 beziehungsweise 150 mg Clindamycin, auch hier werden mittlerweile fast nur noch Generika verordnet. Nur die Stärke à 300 mg bleibt im Handel.
Leo Pharma nimmt das Schuppenflechtemittel Daivonex (Calcipotriol) als Lösung vom Markt. Creme beziehungsweise Salbe bleiben weiterhin verfügbar. Der Hersteller will den Fokus auf Daivobet legen, das Gel enthält zusätzlich Betamethason und kann mithilfe eines Applikators ebenfalls auf der Kopfhaut eingesetzt werden kann. Lösungen mit Calcipotriol gibt es von 1A Pharma und Hexal.
Roche verabschiedet sich von seinem Pen mit Peginterferon-alpha-2a. Pegasys 135 und 180 µg wurde als Fertigpen in der Packungsgröße 12 Stück außer Vertrieb gesetzt. Die Stärken werden weiterhin als Injektionslösung in einer Fertigspritze als 12er-Packung erhältlich sein. Die Entscheidung ist auf niedrige Absatzzahlen der Fertigpens zurückzuführen.