Biomarker

Blutwert verrät Herzinfarktrisiko dpa, 26.11.2008 12:28 Uhr

Potsdam/Tübingen - 

Mit einer einfachen Blutuntersuchung sollen Ärzte künftig ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erkennen. Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke und Ärzte der Universität Tübingen identifizierten einen Biomarker. Dabei handle es sich um das Eiweißmolekül Fetuin-A, das in der Leber gebildet und ans Blut abgegeben werde, teilte das DIfE mit. Die Forscher wiesen erstmals nach, dass hohe Blutwerte des Biomarkers mit einem drei- bis vierfach höheren Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall verbunden sind.

Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Circulation“ der American Heart Association. Ausgangspunkt waren Forschungsergebnisse, wonach erhöhte Fetuin-A-Werte im Blut mit einer verminderten Insulinempfindlichkeit einhergehen und auf eine verstärkte Fetteinlagerung in der Leber hinweisen, erklärte Professor Dr. Hans-Ulrich Häring, Direktor am Universitätsklinikum Tübingen. Mit Hilfe der Potsdamer Langzeitstudie EPIC mit 27.000 Teilnehmern seien Zusammenhänge von Fetuin-A-Werten und bestimmten Erkrankungen untersucht worden, ergänzte Dr. Cornelia Weikert, Epidemiologin am DifE.

Erst vor kurzem hatte das Team aus Ärzten und Epidemiologen gezeigt, dass Fetuin-A ein unabhängiger Risikomarker für den Typ-2-Diabetes ist. Nun gelang der Nachweis, dass Fetuin-A unabhängig von bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, Übergewicht auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinweist. Unabhängig von diesen bekannten Faktoren hatten Menschen mit einem sehr hohen Fetuin-A-Blutwert im Vergleich zu solchen mit einem niedrigen Wert ein 3,3-fach erhöhtes Herzinfarkt- beziehungsweise ein 3,8-fach erhöhtes Schlaganfallrisiko.

„Unsere Ergebnisse deuten an, dass der Leberstoffwechsel und dabei vor allem die Fettleber für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine wichtige Rolle spielt“, sagte der Tübinger Ernährungsmediziner Dr. Andreas Fritsche. Eine Fettleber sei aber bislang nur mit einer teuren Kernspin-Untersuchung oder mit einem operativen Eingriff nachzuweisen. Besonders wertvoll sei die Unabhängigkeit des Fetuin-A von anderen bekannten Indikatoren: „So kann auch eine schlanke, junge Nichtraucherin mit hohem Fetuin-A-Wert ein erhöhtes Risiko haben.“