EHEC-Epidemie

Blutwäsche gegen HUS dpa/APOTHEKE ADHOC, 08.09.2011 11:59 Uhr

Greifswald/Hannover - 

Deutsche Ärzte haben im Sommer erstmals eine neuartige Therapie gegen das Hämolytisch Urämische Syndrom (HUS) angewendet: Weil ihrer Theorie nach neben den EHEC-Bakterien die gebildeten Antikörper Ursache für Komplikationen und neurologische Störungen sind, haben die Mediziner der Universitätsklinik Greifswald und Medizinischen Hochschule Hannover bei zwölf Patienten eine Blutwäsche (Immunadsorption) vorgenommen, bei der die Antikörper gezielt herausgefiltert wurden.

Bei allen Patienten habe sich sofort eine Besserung gezeigt, berichten die Ärzte. Die Behandelten seien trotz Nierenversagen heute nicht mehr auf eine Dialyse angewiesen, zehn von ihnen zeigten keine neurologischen Symptome mehr. Zwei Patienten befänden sich noch in der neurologischen Rehabilitation - eine kontinuierliche Verbesserung ist den Medizinern zufolge aber zu beobachten.

Wie genau die Antikörper Bewusstseinsstörungen und Epilepsien bei HUS-Patienten auslösen, muss den Ärzten zufolge zwar noch untersucht werden. Die Erkenntnisse aus den Therapien eröffneten aber einen komplett neuen Blickwinkel auf die Krankheitsentstehung, schreiben die Mediziner in der Fachzeitschrift „The Lancet“.

Zwischen Mai und Juli wurden in Deutschland laut Robert-Koch-Institut knapp 3500 EHEC-Fälle gezählt, davon führte die Infektion bei 733 Patienten zu HUS. Diese Komplikation kann zu Nierenversagen und schweren neurologischen Ausfällen führen. Zwei Drittel der HUS-Patienten mussten mit Dialysen behandelt werden, bis zu 20 Erkrankte werden den Ärzten zufolge dauerhaft von der Dialyse abhängig sein. 50 Menschen starben, nachdem sie sich mit EHEC infiziert hatten.