Natriumgehalt

Bluthochdruck: Vorsicht bei Brausetabletten

, Uhr
Berlin -

Der Markt der Nahrungsergänzungsmittel (NEM) boomt nach wie vor: Besonders in der kalten Jahreszeit greifen Menschen gern zu Vitamin C, Zink oder anderen Mitteln, um beispielsweise Erkältungen vorzubeugen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, wurden 2021 in Deutschland rund 202.000 Tonnen dieser Mittel produziert, das waren 12,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch Brausetabletten kommen dabei häufig zum Einsatz. Jedoch wissen die wenigsten: Um die Löslichkeit von Brausetabletten zu erhöhen, enthalten sie oft erhebliche Mengen Natrium. Das kann für Bluthochdruckpatient:innen gefährlich werden.

Während einer gesteigerten Aufnahme von Natriumchlorid (NaCl) kann es zu erhöhtem Blutdruck kommen. Folglich erhöht sich auch das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen bis hin zu Herzinfarkten und Schlaganfällen. Vor einem hohen Salzkonsum wird gewarnt: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) appelliert, die Natriumzufuhr auf weniger als 2 g pro Tag zu beschränken. Das ist nicht immer einfach, denn oftmals sind Natriumquellen in den Nahrungsmitteln eher versteckt.

Dabei kommt NaCl in nahezu allen Lebensmitteln vor, insbesondere in stark verarbeiteten Nahrungsmitteln. Mit dem Konsum von Fischprodukten, Fleisch- und Wurstwaren, Brot und (Knabber)-Gebäck, Käse, Fertiggerichten, Suppen, Saucen oder Snacks werden die empfohlenen Tagesmengen schnell überschritten.

Nun fanden Forscher:innen vom Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) heraus, dass auch Brausetabletten erhebliche Mengen an NaCl enthalten. Im Rahmen einer Studie analysierten sie verschiedene Brausetabletten, die als NEM oder Arzneimittel angeboten werden:

  • 39 Vitamin-, Mineral-, Calcium- und Magnesium-Brausetabletten aus deutschen Drogerie-, Supermärkten und Discountern
  • 33 freiverkäufliche, apothekenpflichtige Schmerzmittel, Husten- und Erkältungsmedikamente sowie Calciumpräparate

Als Referenzwert dienten 51 NEM-Brausetabletten aus den USA.

Doppelte Höchstmenge

„Eine einzelne Vitamintablette enthält durchschnittlich 380 mg Natrium. Das deckt bereits rund 20 Prozent des täglichen Tagesbedarfs“, so Felix Mahfoud, Leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie des Universitätsklinikum des Saarlandes. Ähnlich bei Arzneimitteln: „Insbesondere Schmerz- und Erkältungsmedikamente sind mit durchschnittlich 450 mg pro Brausetablette stark natriumhaltig. Bei einem untersuchten Schmerzmittel liegt die maximale Tagesdosis laut Hersteller bei acht Tabletten. Das allein entspricht fast der doppelten Höchstmenge an Natrium, die die WHO pro Tag empfiehlt“, so Mahfoud.

Die Werte zwischen den untersuchten Produktklassen schwankten laut den Forschenden stark. Die Ergebnisse lassen jedoch vermuten, dass deutsche Präparate mehr Natrium enthalten als US-amerikanische. „Die Ergebnisse sind von großer Relevanz für das Management von Patientinnen und Patienten mit Bluthochdruck. Vielen ist der Natriumgehalt von Brausetabletten gar nicht bekannt. Auf apothekenpflichtigen Mitteln muss er angegeben werden, da wird er aber oft nicht beachtet. Auf Produkten aus Drogerien und Supermärkten muss er gar nicht angegeben werden“, so Dr. Michael Kunz vom UKS.

Laut den Forschenden sollten daher „alle Hersteller von Brausetabletten verpflichtet werden, den Natriumgehalt und das damit assoziierte Risiko auf der Verpackung anzugeben“ oder sogar „die Zusammensetzung der Brausetabletten überarbeiten, um Natrium einzusparen.“ Zudem sollten Bluthochdruckpatient:innen angehalten werden, den Konsum von natriumhaltigen Brausetabletten stark einzuschränken und auf andere Dosierungsformen wie Tabletten auszuweichen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Gesundes Weihnachtsgewürz
Nach dem Festessen: Eine Tasse Zimttee
Hormonhaushalt im Gleichgewicht
Eisbaden: Gesundheits-Booster für Frauen
Novo Nordisk veröffentlicht Studienergebnisse
CagriSema: Enttäuschende Ergebnisse für Ozempic-Nachfolger

APOTHEKE ADHOC Debatte