Blutdrucksenker

Olmesartan: Comeback als Generikum Nadine Tröbitscher, 08.03.2017 09:06 Uhr

Berlin - 

Seit knapp zwei Jahren ist Olmesartan faktisch vom Markt verschwunden. Denn der Festbetrag hat den AT1-Antagonisten für Kassenpatienten unerschwinglich gemacht. Ende Februar lief das Patent ab – nun könnte der Blutdrucksenker als Generikum eine Renaissance erleben.

Bislang war Olmesartan als Mono- oder Kombipräparat mit Hydrochlotothiazid (HCT) nur als Olmetec (Daiichi Sankyo) und Votum (Berlin Chemie) im Handel. Die Hersteller hatten jedoch den Preis in den vergangenen Jahren nicht auf Festbetragsniveau gesenkt. Selbst die Reimporteure sahen sich außer Stande, auf die Absenkung zu reagieren. Patienten mussten die sogenannten Mehrkosten aus eigener Tasche zahlen oder auf andere Wirkstoffe umgestellt werden.

Ende Februar lief das Patent aus, zahlreiche Generikahersteller haben Olmesartan in ihr Portfolio aufgenommen. Aktuell müssen Patienten für das Altoriginal Olmetec zu 20 mg und 98 Tabletten eine Aufzahlung von etwa 64 Euro leisten. Wer auf ein Generikum umgestellt wird, kann sogar ohne Eigenanteil auskommen. Bei anderen Neueinführungen fallen derzeit etwa zwei Euro Mehrkosten an.

Für die Kombination Olmesartan/HCT fallen etwa bei Votum Plus 20/12,5 mg zusätzlich zur Rezeptgebühr 63 Euro an. Die Generika liegen auch hier mit bis zu etwa zwei Euro über dem Festbetragsniveau. Allerdings dürfte es bei nächster Gelegenheit eine Anpassung geben: Generikahersteller führen zu einem höheren Preis ein, denn die Absenkung kann auf den Herstellerrabatt angerechnet werden.

Die Festbetragsanpassung im Juli 2014 hatte den Wirkstoff faktisch vom Markt gefegt: Wurden 2013 noch 130 Millionen Tagestherapiedosen (DDD) auf Kassenrezept verordnet, waren es 2016 noch 8 Millionen. Dazu kommen 5 Millionen DDD der Kombination mit HCT. Zahlreiche Ärzte mussten ihre Patienten angesichts der horrenden Mehrkosten umstellen.

Nicht betroffen von der Anpassung waren die Kombinationen mit Amlodipin, Sevikar und Sevikar HCT beziehungsweise Vocado und Vocado HCT. Diese spielen laut Arzneiverordnungsreport mit 53 beziehungsweise 69 Millionen DDD am Markt eine untergeordnete Rolle. Zum Vergleich: Als Monopräparate sowie in Kombination mit HCT wurden 2016 bei Candartan 1,2 Milliarden DDD verschrieben, bei Valsartan 872 Millionen DDD, bei Losartan 208 Millionen DDD, bei Telmisartan 164 Millionen DDD und bei Irbesartan 133 Millionen DDD. Eprosartan war ebenfalls von der Festbetragsanpassung betroffen und kommt noch auf 16 Millionen DDD.

Sartane wirken als Antagonisten am Angiotensin-II-Rezeptor und werden zur Behandlung des Bluthochdrucks eingesetzt. Die Wirkung wird über den AT1-Rezeptor vermittelt. Die einmalige Gabe von Olmesartan kann den Blutdruck gleichmäßig und wirksam über 24 Stunden senken und steht einer auf Tagesdosen verteilte Gabe nicht nach. Das in den Tabletten enthaltene Olmesartanmedoxomil ist ein Prodrug, das erst in das aktive Olmesartan umgewandelt werden muss. Die Metabolisierung geschieht im Magen-Darm-Trakt.