Bayer kauft Gentechnik-Patente Dr. Kerstin Neumann, 18.05.2016 12:21 Uhr
Bayer geht einen großen Schritt in Richtung Gentherapie. Der Konzern hat sich Zugang zu den Crispr-Cas9-Genome-Editierungs-Patenten des irischen Unternehmens ERS Genomics gesichert. Bayer erhält mit der Vereinbarung die Rechte für die Anwendung dieser Technologie in ausgewählten strategischen Kerngebieten seiner Divisionen.
ERS Genomics verwaltet die Rechte am Basispatentportfolio zu Crispr-Cas9 von Professor Dr. Emmanuelle Charpentier, einer der Erfinderinnen der Genom-Editierungs-Technologie. Die Französin, die auch am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig forscht, hatte die Technik 2012 gemeinsam mit der US-Molekularbiologin Jennifer Doudna entwickelt.
Mit der Gen-Editierungs-Technologie Crispr-Cas9 lässt sich das Erbgut praktisch aller Organismen – Bakterien, Tiere, Pflanzen und Menschen – so effektiv manipulieren wie nie zuvor. Das System funktioniert mit der immergleichen Schere, die zusammen mit zwei einfachen Molekülen sehr präzise eine bestimmte DNA-Stelle findet. Der Methode wird in Forscherkreisen zugetraut, die Gentherapie zu revolutionieren.
Mit der Gen-Schere können Gene ausgeschaltet, defekte DNA durch korrekte ersetzt oder neue Abschnitte ins Erbgut eingefügt werden. Die so manipulierte Zelle bekommt dadurch neue oder andere Eigenschaften. Diese Möglichkeiten sind zwar nicht neu. Aber Crispr-Cas9 macht es bedeutend leichter als zuvor. Mit der Methode könnte beispielsweise durch gezielte Punktmutation ein Gen verändert werden, welches für Krankheiten wie Krebs oder Hämophilie verantwortlich ist.
Nun will sich Bayer die Entdeckung zunutze machen und in seine Forschungsaktivitäten aufnehmen. Dr. Axel Bouchon, Leiter des Bayer Lifescience Center, erklärte hierzu: „Die Vereinbarung eignet sich perfekt, um das enorme Potenzial der Genom-Editierung mittels Crispr-Cas9 innerhalb des Bayer-Konzerns auszuschöpfen und ergänzt unsere Partnerschaft mit CRISPR Therapeutics in idealer Weise.“
Die Lizenzvereinbarung ist eine Investition des Bayer Lifescience Center (BLSC), das vor Kurzem ein Joint Venture mit CRISPR Therapeutics gegründet hat. Der Konzern will gemeinsam mit dem Start-up neue Therapien zur Heilung von Bluterkrankungen, Erblindung und erblich-bedingten Herzerkrankungen mit Hilfe der Crispr-Technologie entwickeln und vermarkten. Das BLSC hat die Aufgabe, durch Partnerschaften mit Start-ups aus dem Bereich der Biotechnologie bahnbrechende wissenschaftliche und medizinische Fortschritte schneller zu entdecken, zu fördern und zugänglich zu machen.
„Wir freuen uns, Bayer in unser Portfolio an Lizenznehmern aufnehmen zu können“, kommentierte Shaun Foy, CEO und Gründer von ERS Genomics. „Die Genom-Editierung hat breite Anwendungsmöglichkeiten in der Wirkstoffsuche und -Entwicklung. Die Crispr-Cas9-Patente für Biotechnologie- und Pharmaunternehmen zur Verfügung zu stellen, ist ein wichtiger Teil unserer Strategie.“