Metoprolol: Bioeq tanzt aus der Reihe Julia Pradel, 19.02.2015 09:26 Uhr
Bei der Benennung von Arzneimitteln versteht das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) normalerweise keinen Spaß: Die Marke Fenistil darf nicht für Herpescremes genutzt werden, Omep muss auf akut verzichten und Lemocin auf forte. Umso überraschender ist da, wie wenig konsequent die Bezeichnung von Metoprolol-Präparaten ist.
Besonders auffällig ist die Problematik bei dem Präparat von der Amneal-Tochter Bioeq: Die Retardtabletten haben die Bezeichnung „Metoprolol bioeq pharma 100 mg“ und sehen damit auf den ersten Blick aus wie eines von vielen Präparaten, die üblicherweise 100 mg Metoprololtartrat enthalten. Allerdings stecken in dem Medikament 95 mg Metoprololsuccinat.
Das wird aus einem Hinweis auf der Seite der Packung deutlich: „1 Retardtablette enthält 95 mg Metoprololsuccinat entsprechend 100 mg Metoprololtartrat“, heißt es da. Bioeq-Geschäftsführer Ralf Rochser erklärt, der Hinweis auf die Entsprechung sei eine Vorgabe des BfArM und Teil der Zulassung.
Dagegen heißt das vergleichbare Produkt von Stada „Metoprololsuccinat Stada 95 mg“. Auch hier findet sich der Hinweis auf die entsprechende Umrechnung für die Tartrat-Variante. Andere Hersteller wie Aliud, 1A oder Hexal verzichten dagegen auf den Hinweis.
In der Praxis hat die Bezeichnung des Amneal-Produkts schon für Verwirrung gesorgt: Ein Arzt wollte Metoprololtartrat verordnen und schrieb das Präparat von Bioeq auf das Rezept. Erst in der Apotheke fiel auf, dass das Präparat Succinat enthielt; eine Tartrat-Variante gibt es von Bioeq nicht. Der Hersteller ist Rabattpartner mehrerer Krankenkassen.
Metoprolol wird als Succinat oder Tartrat angeboten. Die wirksame Komponente ist der Wirkstoff, die Salze sind daher aus pharmazeutischer Sicht vergleichbar. Da die Molekulargewichte der Salze unterschiedlich sind, ergeben sich verschiedene Dosierungen. Entscheidend ist dabei, wie viel Wirkstoff die jeweilige Tablette enthält: 100 mg Metoproltartrat enthalten 78,08 mg wirksames Metoprolol und 95 mg Metoprololsuccinat 77,82 mg wirksames Metoprolol.
Als erstes wurde in den 1980er Jahren Metoprololtartrat eingeführt. Den Vertrieb übernahmen Astra (Beloc) und Ciba (Lopresor). In den 90er Jahren folgte Metoprololsuccinat. Aus biopharmazeutischer Sicht können die Wirkstoffe ausgetauscht werden, allerdings unterscheiden sich die Fertigarzneimittel durch den unterschiedlichen Wirkstoffgehalt in der Wirkstärke.