BfArM: Kein Anstieg bei Methylphenidat APOTHEKE ADHOC/dpa, 01.04.2014 09:54 Uhr
Der Verbrauch von Methylphenidat ist in Deutschland erstmals seit 20 Jahren nicht weiter angestiegen. Das zeigt eine aktuelle Statistik des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Danach wurden 2013 bundesweit 1803 Kilogramm Methylphenidat verbraucht. 2012 waren es noch 1839 kg. In den zehn Jahren zuvor hatte sich der Verbrauch verdreifacht.
„Von einer echten Abwärtstendenz können wir derzeit sicherlich noch nicht sprechen“, sagte BfArM-Präsident Professor Dr. Walter Schwerdtfeger. „Gleichwohl werten wir diesen ersten leichten Rückgang nach dem massiven Anstieg der vergangenen 20 Jahre als ein positives Signal, das möglicherweise auf einen kritischeren Umgang mit Methylphenidat hindeutet.“
Am größten war der Anstieg gegenüber dem Vorjahr mit 91 Prozent im Jahr 2000. Bis 2008 stieg der Verbrauch dann jährlich um durchschnittlich 17 Prozent, seit 2009 nur noch um etwa 3 Prozent. 2013 sank der Verbrauch erstmals leicht um rund 2 Prozent.
Die Hintergründe für den stetigen Verbrauchsanstieg von Methylphenidat sind vielfältig und auch unter Fachleuten umstritten: Neben verbesserten Diagnosemöglichkeiten bei ADHS und einer früher einsetzenden Therapie im Kindesalter, können auch Fehl- und Übertherapie als Ursache des Anstiegs nicht ausgeschlossen werden.
Die Ausweitung der Zulassung von Methylphenidat auf die Behandlung Erwachsener mit ADHS in 2011 hat nicht zu einem außergewöhnlichen Verbrauchsanstieg geführt. Ärzte haben laut BfArM seither mehr Handlungssicherheit, da die Anwendung bei Erwachsenen zuvor nur off-label möglich war.
Die Verbrauchsmengen, die das BfArM ermittelt, beziehen sich auf den Erwerb von Methylphenidat durch Apotheken in Form von Fertigarzneimitteln. Dieser Erwerb wird zur Überwachung des Betäubungsmittelverkehrs vom BfArM registriert.
Die Verordnungszahlen sowie die Anzahl der mit Methylphenidat behandelten Kinder und Erwachsenen werden dabei nicht durch das BfArM erfasst. Neue Daten der Techniker Krankenkasse (TK) zeigen, dass die Zahl der Kinder zwischen 6 und 17 Jahren, die Medikamente gegen ADHS bekommen haben, von 2009 bis 2012 bundesweit um gut 3,4 Prozent gesunken ist. In den drei Jahren davor war die Zahl um 32 Prozent angestiegen.
Lediglich in Nordrhein-Westfalen nahm die Zahl der Kinder und Jugendlichen zuletzt zu, denen ein ADHS-Medikament verordnet wurde – und zwar um 4,6 Prozent. Laut einer Studie der Barmer GEK vom vergangenen Jahr hatten rund 620.000 Kinder und Jugendliche 2011 gemäß ärztlicher Diagnose ADHS, davon 472.000 Jungen. Zusammen mit Erwachsenen waren es insgesamt 750 000 Patienten. Besonders betroffen waren Jungen vor dem Wechsel aus der Grundschule. Verhaltenstherapie und Heilmittel wie etwa Ergotherapie sind neben einer medikamentösen Therapie wichtige Bestandteile der Behandlung.