Silikonskandal

BfArM: Jedes vierte PIP-Implantat mit Rissen dpa, 21.06.2012 14:04 Uhr

Berlin - 

Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind seit Weihnachten 2011 mehr als 1000 Fälle von Billigbrustimplantat-Entfernungen gemeldet worden. Bei etwa 27 Prozent der Meldungen mit Angaben zum Zustand der Implantate wurde ein Riss in mindestens eines der mit PIP-Silikon gefüllten Implantate festgestellt. Bei 20 Prozent war das Silikon durch die Implantatshülle ausgetreten.

Unter Berücksichtigung dieser Zahlen und eines kürzlich veröffentlichten Berichts des britischen Gesundheitsdienstes NHS ist laut BfArM weiterhin davon auszugehen, dass das Risiko des Silikonaustritts aus der Implantathülle bei Billigprodukten gegenüber hochqualitativen Implantaten deutlich erhöht ist. Mit zunehmender Tragdauer steige das Risiko an. Ausgetretenes Silikon könne zu lokalen Gewebereaktionen führen, die eine Entfernung zusätzlich erschweren. Außerdem könne sich das Silikon in den Lymphknoten der Achselhöhle ansammeln.

In dem Abschlussbericht des NHS schlussfolgern die Experten, dass die Qualität von PIP-Billigimplantaten deutlich geringer ist und unterhalb der üblichen Standards liegen. Belege für eine erhebliche Gesundheitsgefährdung oder ein deutlich erhöhtes Risiko klinischer Probleme aufgrund der chemischen Zusammensetzung hätten die Untersuchungen zwar nicht ergeben. Allerdings wiesen die Billigimplantate im Vergleich zu anderen Brustimplantaten ein zwei- bis sechsfach höheres Risiko für Risse auf. Bei der Entfernung zeigte sich eine höhere Wahrscheinlichkeit klinischer Probleme in Form lokaler Reaktionen und vergrößerter Lymphknoten.

Nach Angaben des BfArM sind mittel- und langfristige Gesundheitsrisiken durch Implantate, die mit PIP-Silikon gefüllt sind, nicht auszuschließen. Daher empfiehlt die Behörde weiterhin die Implantate zu entfernen. Bei Fragen zur Kostenübenahme können sich die Patientinnen an das Bürgertelefon des Bundesgesundheitsministeriums wenden.