BfArM: Auch Losartan verunreinigt APOTHEKE ADHOC, 21.09.2018 15:38 Uhr
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat das Prüfverfahren zur Feststellung möglicher NDMA- beziehungsweise NDEA-Verunreinigungen auf weitere Sartane ausgedehnt. Wie die Behörde mitteilt, hat eine unabhängige amtliche Arzneimitteluntersuchungsstelle (Official Medicines Control Laboratory, OMCL) auch in Losartan NDEA-Verunreinigungen festgestellt.
Die betroffenen Losartan-Chargen wurden von der indischen Firma Hetero Labs hergestellt, der betroffene Hersteller hat sie bereits in Quarantäne genommen und wird sie nicht mehr ausliefern. Allerdings ist wohl bereits Ware im Umlauf, ein Rückruf ist damit wahrscheinlich. Bei den Verunreinigungen habe es sich allerdings um geringe Mengen gehandelt, betont das BfArM.
Erst vor einigen Tagen waren weitere unerwartete Verunreinigungen bekannt geworden: Neben N-Nitrosodimethylamin (NDMA) untersuchte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) das potenzielle toxikologische Risiko eines weiteren Nitrosamins. Es handelt sich um N-Nitrosodiethylamin (NDEA), das bereits vor der Umstellung des Herstellungsprozesses im Jahr 2012 in der aktiven Substanz des chinesischen Lohnherstellers Zhejiang Huahai Pharmaceuticals nachgewiesen wurde.
Wie NDMA wird auch NDEA als als wahrscheinliches menschliches Karzinogen eingestuft. „Die Daten zur NDEA-Belastung sind derzeit sehr begrenzt, die EMA wird weitere Informationen zusammentragen, ob der neue Nachweis die Risikobewertung beeinflusst.“ Der Schwerpunkt der Untersuchungen der EMA liegen auf Arzneimitteln, deren Wirkstoff aus der Produktion von Zhejiang Huahai und Zhejiang Tianya stammt, denn für beide Hersteller wurden inakzeptable NDMA-Werte in der aktiven Substanz nachgewiesen und bestätigt. Die EU-Behörden führen nun Inspektionen der Produktionsstätten beider Unternehmen in China durch und sollen die Ergebnisse prüfen. Beide Hersteller sind nicht mehr berechtigt, Valsartan für die EU herzustellen und zu vertreiben.
Für NDMA gibt die EMA Entwarnung und hält an der früheren Risikobewertung fest. Das toxikologische Risiko für eine Krebserkrankung wird als „gering angesehen“. Die EMA schätzt ausgehend von 5000 Patienten, die über einen Zeittraum von sieben Jahren täglich mit der höchsten Valsartan-Dosis von 320 mg behandelt werden, dass es einen zusätzlichen Krebsfall geben könnte. Die Annahme basiert auf einer nachgewiesenen Verunreinigung von 60 ppm.
In einer landesweiten dänischen Kohortenstudie wurde das Krebsrisiko unter Verwendung von mit NDMA verunreinigtem Valsartan untersucht. Die Ergebnisse wurden im British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht. In die Kohortenstudie wurden 5150 Patienten – älter als 40 Jahre und ohne Krebsdiagnose – einbezogen.
Das Fazit der Wissenschaftler: Die Ergebnisse deuten nicht auf ein deutlich erhöhtes kurzfristiges Gesamtrisiko für eine Krebserkrankung hin. Dennoch bestünden weiterhin Unsicherheiten über das Risiko für einzelne Krebserkrankungen. Es seien weitere Studien über einen längeren Beobachtungszeitraum nötig, um ein langfristiges Risiko ableiten zu können.