Inhalative Atemwegstherapie bei COPD

Bevespi Aerosphere: Neue Galenik für bessere Wirkung

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Berlin -

Für die chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung COPD steht eine neue Therapieoption zur Verfügung: Bevespi Aerosphere (AstraZeneca) enthält eine neuartige Wirkstoffkombination aus Glycopyrroniumbromid und Formoterol. Mithilfe einer speziellen Technologie sollen die Wirkstoffe besonders zuverlässig in die Lunge gelangen.

Die neue Fixkombination ist zugelassen für die bronchodilatatorische Erhaltungstherapie zur Symptomlinderung bei erwachsenen Patienten mit COPD. Bevespi Aerosphere kommt als Dosieraerosol daher, die empfohlene Dosis beträgt zwei Sprühstöße zweimal täglich. Das Dosieraerosol enthält 9 mg Glycopyrroniumbromid und 5 mg Formeterolfumarat-Dihydrat pro Sprühstoß. Die Wirkstoffe liegen suspendiert vor. Die Kombination der Arzneistoffe dient der Langzeittherapie – zur Akuttherapie bei Atemnot eignet sich das Medikament nicht. Patienten mit Koordinationsschwierigkeiten können eine Inhalationshilfe verwenden – durch den Spacer wird eine ausreichende Wirkstoffaufnahme sichergestellt.

Die Aerosphere Delivery Technology

Nicht nur die Kombination der Wirkstoffe ist neu, auch die verwendete „Aerosphere Delivery Technology“ ist besonders. „Der beste Wirkstoff hat keinen Effekt, wenn er nicht oder nur unzureichend in der Lunge ankommt“, so Dr. Klaus Hinterding von AstraZeneca. Die Technologie verwendet aerodynamische Phospholipidpartikel: Diese zeichnen sich durch eine geringe Dichte, eine poröse gewellte Oberfläche und eine schaumförmige Nanostruktur aus. Es handelt sich bei den Phospholipiden um natürliche Trägerstoffe, die Teil des körpereigenen Lungensurfactants sind. Daher haften sie gut am Bronchialepithel und lösen sich in der Lunge vollständig auf. Durch die besondere Galenik soll eine konstante Dosierung gewährleistet werden, außerdem kann auf zusätzliche Hilfsstoffe wie Ethanol oder Lactose verzichtet werden. In Zukunft könnte die Technologie auch für weitere Inhalationstherapien in Frage kommen.

Bevespi Aerosphere konnte sich in den Phase-III-Studien „Pinnacle“ behaupten: Im Vergleich zur Einzeltherapie mit Formoterol und Glycopyrroniumbromid konnte die Fixkombination bessere Ergebnisse in Bezug auf Lungenfunktion, Symptomatik und die gesundheitsbezogene Lebensqualität erzielen. Außerdem decken sich die Langzeitdaten zu Sicherheit und Verträglichkeit über 52 Wochen mit den Ergebnissen aus der Zulassung. Die häufigsten Nebenwirkungen des Arzneimittels sind Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Angstzustände, Muskelspasmen und Brustschmerz. Eine Überdosierung kann zu anticholinergen oder beta-2-adrenergenen Symptomen führen: Verschwommenes Sehen, Mundtrockenheit, Übelkeit, Muskelkrampf, Tremor, Kopfschmerzen, Palpitation und systolische Hypertonie können auftreten. Patienten mit Überdosierung sollten, wenn nötig, ärztlich überwacht werden.

Formoterol

Der Wirkstoff gehört zur Gruppe der Beta-2-Sympathomimetika. Formoterol bewirkt inhalativ eingenommen eine Entspannung der glatten Muskulatur der Bronchien. Dadurch kommt es zu einer Erweiterung der Bronchien und das Atmen wird erleichtert. Nur ein geringer Wirkstoffanteil gelangt direkt zur Bronchialschleimhaut, ein Großteil wird geschluckt und über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen und verstoffwechselt. Eingesetzt wird der Wirkstoff bei Asthma bronchiale und COPD. Formoterol ist als Mono- oder Kombipräparat auf dem Markt: Die Kombination mit dem Glucocorticoid Budesonid ist zur Behandlung von COPD und Asthma zugelassen. In Kombination mit Aclidinium wird Formoterol bei Patienten mit vornehmlich nächtlichen Beschwerden eingesetzt.

Glycopyrroniumbromid

Der Wirkstoff gehört zur Gruppe der Parasympatholytika – er hemmt die Effekte von Acetylcolin kompetitiv an den muskarinartigen cholinergen Neuronen. Eine übermäßige Sekretproduktion in den Bronchien wird durch die Wirkung auf die M-Cholinrezeptoren eingeschränkt. Die benötigte Dosierung ist so gering, dass kaum mit anticholinergen Nebenwirkungen zu rechnen ist. Der Wirkstoff kann aufgrund seiner Sekret-hemmenden Wirkung auch bei schweren Formen der Hyperhydrosis eingesetzt werden. Die Erfahrungen mit diesen Therapieformen sind allerdings begrenzt – Wirksamkeitsbelege anhand von Studien fehlen.

COPD – Die Erkrankung

Mehr als 200 Millionen Menschen hierzulande leiden an COPD – Tendenz steigend. Die COPD ist eine fortschreitende und bislang nicht heilbare Lungenerkrankung. Die Therapie beschränkt sich darauf, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und Symptome zu mildern. Es kommt zu einer chronischen Verengung der Atemwege, charakteristische Symptome der Erkrankung sind daher Husten, Atemnot und Auswurf. Zusätzlich kann es zur Ausbildung von Entzündungen und zur Schädigung des Lungengewebes kommen.

Ein weiterer Risikofaktor sind die episodisch Auftretenden Exazerbationen: Es handelt sich dabei um zeitweise Verschlechterungen, die oft plötzlich auftreten und die Symptomatik drastisch verschlechtern. Etwa 80 Prozent der Verschlechterungen treten im Winter auf. Betroffene fühlen sich aufgrund der akut verschlechterten Lungenfunktion für mehrere Tage krank und leistungsschwach. Bereits in frühen Krankheitsstadien erleiden Patienten häufige Exazerbationen. Mit jeder COPD-Exazerbation steigt das Risiko für zukünftige Verschlechterungen.

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