Penicilline zählen zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten und zu denen, die am häufigsten eine Allergie auslösen können. Wenn auch rund 95 Prozent derer, die angeben eine Penicllinallergie zu haben, dies nicht durch Tests bestätigen können. Dennoch wird häufig auf ein anderes Antibiotikum ausgewichen. Die Folgen können Resistenzen, Nebenwirkungen und höhere Behandlungskosten sein. Ob andere Betalactame aufgrund einer möglichen Kreuzallergie eingesetzt werden können, zeigen aktuelle Studienergebnisse.
Penicilline gehören von ihrer Struktur zu den Betalactam-Antibiotika. In ihrer Grundstruktur besitzen Peniclline neben einem Thiazolidin-Ring einen Betalactam-Ring. Unterschiedliche Seitenketten bestimmen ihr bakterizides Wirkspektrum, sowie ihre Löslichkeit und Stabilität. Sie blockieren während der Wachstumsphase der Bakterien das Enzym Transpeptidase irreversibel, wodurch die Synthese der bakteriellen Zellwand gehemmt wird. Die Zellwand wird praktisch „löchrig“ und die Bakterien sterben ab.
Zu den Betalactamen gehören neben den Penicllinen auch Cephalosporine wie Cefaclor Cefpodoxim und Cefuroxim, Monobaktame und Carbopeneme.
Geben Patient:innen an, eine Penicillinallergie zu haben, wird in der Regel aufgrund der möglichen Kreuzreaktivität kein anderes Betalactam verabreicht. Dabei zeigen ältere Daten, dass bei etwa 10 Prozent der Betroffenen eine Kreuzallergie vorliegt. Neueren Daten zufolge liegt die Kreuzreaktivität bei nur 1 Prozent – wenn ein Cephalosporin der ersten Generation oder Wirkstoffe mit einer ähnlichen R1-Seitenkette verabreicht wurden.
Das Antimicrobial Stewardship Program (ASP) von Nebraska Medicine hat in Zusammenarbeit mit Allergologen einen Leitfaden für die Behandlung stationärer Patient:innen mit selbst gemeldeter Penicillinallergie entwickelt. Dabei wird auch die Gabe einen anderen Betalactams berücksichtigt.
Ergebnisse einer Studie zeigen, wie sicher ein abgestufter Provokationstest für Betalactame bei Penicillinallergie ist. Berücksichtigt wurden Patient:innen, die mit oralem Amoxicillin (Zeitraum Januar 2019 bis Juni 2022) oder einem intravenös verabreichten Betalactam (Zeitraum März 2018 bis Juni 2022) behandelt wurden. Die Betroffenen wurden von der Nebraska Medicine aufgenommen und erhielten einen abgestufte intravenöse oder orale Provolation mit dem entsprechenden Wirkstoff.
157 Provokationstests – 13 orales Amoxicillin zu 250 mg, 144 Betalactam intravenös (43 Prozent Ceftriaxon, 29 Prozent Cefepim) wurden ausgewertet.
In 96 Prozent der Fälle, in denen ein Betalactam intravenös verabreicht wurde, traten keine unerwünschten Wirkungen auf. Bei sieben Patient:innen wurde eine Nesselsucht dokumentiert, die nach oraler Gabe von Diphenhydramin wieder verschwand. Unter oralem Amoxicillin wurden keine unerwünschten Ereignisse dokumentiert.
APOTHEKE ADHOC Debatte