Sekundärprophylaxe nach Herzinfarkt

Betablocker: Wie sinnvoll ist der langfristige Einsatz?

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Berlin -

Nach einem Herzinfarkt ist es gängige Praxis, Betablocker als Sekundärprophylaxe einzunehmen. Oft werden die Wirkstoffe als Dauertherapie eingesetzt. Eine Studie aus Schweden zeigt nun jedoch, dass die langfristige Einnahme womöglich keinen positiven Effekt aufweist.

Betablocker gehören zur Gruppe der Antihypertonika. Die Wirkungen beruhen auf dem kompetitiven Antagonismus an den Beta-1- und Beta-2-Rezeptoren. Dort verdrängen sie die Neurotransmitter Noradrenalin und Adrenalin und hemmen deren aktivierende und stimulierende Effekte. Sie senken den Blutdruck und die Herzfrequenz, indem sie peripher gefäßverengend wirken. Außerdem haben sie antiarrhythmische Eigenschaften, entlasten das Herz und reduzieren den Sauerstoffverbrauch des Herzens.

Sekundärprophylaxe durch Betablocker

Durch ihre Wirkungen sollen sie als wirksame Sekundärprophylaxe nach einem Herzinfarkt dienen. Doch ist dem wirklich so? Ein Forscherteam aus Schweden hat den Effekt der Dauertherapie untersucht. Im Fachjournal „Heart“ wurden die Ergebnisse kürzlich vorgestellt. Bei Patient:innen ohne Herzinsuffizienz ist der Effekt der Dauertherapie demnach fraglich.

Insgesamt wurden die Daten des schwedischen Registers für koronare Herzkrankheiten von mehr als 43.600 Erwachsenen untersucht. Sie alle hatten zwischen 2005 und 2016 einen Herzinfarkt erlitten. Das Durchschnittsalter lag bei 64 Jahren. Mehr als 34.000 von ihnen erhielten Betablocker nach dem Herzinfarkt – auch mindestens ein Jahr nach der Krankenhausentlassung. Etwas mehr als 9000 erhielten keinen Betablocker.

Das Forscherteam untersuchte, ob sich Unterschiede in Bezug auf Todesfälle, weitere Herzinfarkte oder Krankenhauseinweisungen ergaben. Dabei zeigte sich folgendes Ergebnis: 19 Prozent der Betablocker-Gruppe und 22 Prozent der Nicht-Betablocker-Gruppe waren von einem der oben genannten Ereignisse betroffen. Demnach zeigte sich den Wissenschaftler:innen zufolge kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Der Effekt der Sekundärprophylaxe sei daher fraglich.

Betablocker mit Nebenwirkungen

Denn je nach Wirkstoff bringen Betablocker auch eigene Risiken und Nebenwirkungen mit sich: Die Anregung der Beta-2-Rezeptoren hat Einfluss auf die glatte Muskulatur von Bronchien, Gebärmutter und Blutgefäßen. Eine Blockade dieser Rezeptoren erhöht den Tonus der glatten Muskulatur, was zu deren Verkrampfung führen kann. Dadurch kommt es bei nicht-selektiven Vertretern wie denen Propranolol, Timolol, Carvedilol und Sotalol häufig zu einer Verengung der Bronchien mit Kurzatmigkeit bishin zu Atemnot.

Betablocker sollen zudem die Entwicklung einer Schuppenflechte auslösen oder deren Symptomatik verstärken können. Außerdem muss beachtet werden, dass Wirkstoffe dieser Gruppe die Symptome einer Hypoglykämie unterdrücken, da diese auf der Adrenalinausschüttung beruhen. Daher sind Betablocker sind unter anderem bei schlecht eingestelltem Diabetes mellitus kontraindiziert. Weitere Gegenanzeigen bestehen bei manifester Herzinsuffizienz, Bradykardie mit Herzfrequenzen unter 50 Schlägen pro Minute, Hypotonie, obstruktiven Atemwegserkrankungen wie schwerem Asthma und peripheren Durchblutungsstörungen.

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