Eine aktuelle Studie der Universität Uppsala zeigt, dass Betablocker bei Herzinfarktpatienten mit normaler Herzpumpfunktion das Risiko für Depressionen erhöhen können. Die Ergebnisse, die kürzlich im „European Heart Journal. Acute Cardiovascular Care“ veröffentlicht wurden, werfen die Frage auf, ob diese Behandlung in solchen Fällen wirklich notwendig ist.
Betablocker sind seit den 1960er Jahren Standard bei der Behandlung von Herzinfarkten, da sie die Herzfrequenz senken, den Blutdruck regulieren und den Sauerstoffbedarf des Herzens verringern. In den letzten Jahren wurde ihre Rolle, besonders bei Patienten mit intakter Herzfunktion nach einem Infarkt, hinterfragt, da neue Therapien wie ACE-Hemmer und Antikoagulanzien entwickelt wurden. Die Reduce-Ami-Studie (Randomized Evaluation of Decreased Usage of beta-bloCkErs) zeigte, dass eine langfristige Betablockerbehandlung bei Patienten mit guter Herzfunktion nach einem Infarkt keinen signifikanten Vorteil bietet.
Die kürzlich veröffentlichte Unterstudie konnte nun zeigen, dass Betablocker keinen zusätzlichen Nutzen bei der Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse wie erneuten Infarkten oder Tod haben und dass psychische Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Depressionen weiterhin zur Diskussion stehen.
„Wir haben festgestellt, dass Betablocker bei Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten hatten, aber nicht an Herzversagen litten, zu leicht erhöhten Depressionssymptomen führten. Gleichzeitig haben Betablocker für diese Patientengruppe keine lebenserhaltende Funktion“, erklärt Philip Leissner, Doktorand der Herzpsychologie an der Universität Uppsala und Erstautor der Studie.
Ziel der aktuellen Forschung war es, die Auswirkungen von Betablockern auf Angstzustände und Depressionen zu untersuchen, da frühere Studien negative Nebenwirkungen wie Schlafstörungen und Albträume zeigten. Die Reduce-Ami-Studie, die bereits Anfang des Jahres veröffentlicht wurde, konnte zeigen, dass Betablocker nicht vor Rückfällen oder Todesfällen schützten. Im Rahmen der aktuellen Untersuchung verfolgten Leissner und Kollegen zwischen 2018 und 2023 einen anderen Ansatz. Sie führten eine randomisierte kontrollierte Studie mit 806 Herzinfarktpatienten ohne Herzinsuffizienz durch. Die Hälfte der Patienten erhielt Betablocker, wobei bei denjenigen, die das Medikament bereits einnahmen, stärkere Depressionssymptome auftraten.
In der jetzt veröffentlichten Substudie wurde jedoch der Einfluss von Betablockern auf selbstberichtete Symptome von Angst und Depression untersucht. 27 Prozent der Patienten berichteten zu Beginn über mögliche Angststörungen und 14 Prozent über Depressionen. Es wurde festgestellt, dass Betablocker depressive Symptome negativ beeinflussten, mit signifikanten Ergebnissen bei den Follow-ups (6–10 Wochen und 12–14 Monate nach dem Infarkt). Es gab jedoch keinen Einfluss auf Angststörungen.
Insgesamt führte die in der Studie durchgeführte Beta-Blocker-Therapie zu einer moderaten Zunahme der depressiven Symptome, besonders bei Patienten, die bereits vor der Studie Betablocker einnahmen. Daher sollte bei der Verordnung von Betablockern das Risiko einer leicht erhöhten Depression berücksichtigt werden.
„Früher gaben die meisten Ärzte Betablocker sogar Patienten ohne Herzinsuffizienz, aber da die Belege dafür nicht mehr so stark sind, sollte man das überdenken. Wir konnten beobachten, dass einige dieser Patienten einem höheren Risiko für Depressionen ausgesetzt zu sein scheinen. Wenn das Medikament bei ihrem Herzen keine Wirkung zeigt, nehmen sie es unnötigerweise ein und laufen Gefahr, depressiv zu werden“, erklärt Leissner abschließend.
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