Benzodiazepine + Angststörung = erhöhtes Demenzrisiko Nadine Tröbitscher, 23.08.2023 09:33 Uhr
Benzodiazepine sind noch immer die am häufigsten verschriebenen Psychopharmaka. Dabei ist vor allem der Einsatz bei älteren Patient:innen umstritten. Hinzukommt, dass Benzodiazepine das Demenzrisiko erhöhen können, wie Studienergebnisse zeigen.
Forschende der Saint Louis University School of Medicine haben untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen Benzodiazepinen, Angststörungen und Demenz gibt. Denn bislang ist nicht geklärt, ob eine mit einem Benzodiazepin behandelte Angststörung im Vergleich zu einer alleinigen Angststörung mit einem Demenzrisiko verbunden ist. Die Ergebnisse wurden im Journal of the American Geriatrics Society veröffentlicht.
Die Studie: Angststörung, Benzodiazepine, Demenzrisiko
Für die retrospektive Kohortenstudie wurden knapp 72.500 elektronische Gesundheitsdaten von Personen ab einem Alter von 65 Jahren, die in den Jahren 2014 bis 2021 gesammelt wurden, einbezogen. Die Patient:innen waren in den beiden Jahren vor Beginn demenzfrei und das Durchschnittsalter lag bei 74,1 Jahren. Mit knapp 60 Prozent war der Großteil weiblich. Die Personen wurden über einen längeren Zeitraum mit Benzodiazepinen behandelt – mindestens zwei Rezepte innerhalb von sechs Monaten.
Die Ergebnisse
Allgemein lasse sich anhand der Ergebnisse feststellen, dass eine anhaltende Einnahme von Benzodiazepinen sowie die Diagnose von Angstzuständen mit dem Auftreten einer Demenz bei Patient:innen im Alter von 65 bis 75 Jahren verbunden war. Unter Benzodiazepinen zeigte sich ein erhöhtes Demenzrisiko, und zwar um 28 Prozent, und dass unabhängig vom Vorliegen von Angststörungen.
6 Prozent der in Frage kommenden Patient:innen hatten eine Angststörung und 3,6 Prozent erhielten dauerhaft Benzodiazepine. Rund 9 Prozent der Patient:innen (6640) erkrankten an Demenz. Proband:innen mit diagnostizierter Angststörung zeigten im Vergleich zu gesunden Personen ein 19 Prozent höheres Risiko, an Demenz zu erkranken.
Eine Angststörung unter anhaltender Benzodiazepin-Therapie war im Vergleich zur Angststörung allein nicht mit einer Demenz assoziiert.
Schlussfolgerung
„Benzodiazepine und Angststörungen sind mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden“, so die Forschenden. Allerdings zeigte sich bei Personen mit Angststörungen unter Einnahme von Benzodiazepinen kein zusätzliches Demenzrisiko. Laut Forscherteam seien weitere Untersuchungen nötig, um festzustellen, ob Benzodiazepine im Vergleich zu anderen anxiolytischen Arzneimittel bei Patient:innen mit Angststörungen mit einem verringerten oder erhöhten Demenzrisiko verbunden sind.