Beifuß-Allergie: Uni Wien will Impfstoff entwickeln Cynthia Möthrath, 30.06.2022 07:40 Uhr
Die Ambrosia-Pflanze, häufig auch als Beifuß bezeichnet, breitet sich in den vergangenen Jahren zunehmend in Europa aus. Sie sorgt auch bei Nicht-Allergiker:innen für massive Atemwegsbeschwerden. Die MedUni Wien hat nun grundlegende Mechanismen der Allergie entschlüsselt und die Grundlage für einen Impfstoff geschaffen.
Artemisia vulgaris sorgt vor allem zwischen Juli und September für Probleme: Die Pollen der Pflanze führen bei einigen Menschen zu starken Atemwegsbeschwerden und Asthmaanfällen. Betroffen sind nicht nur Allergiker:innen, sondern auch Personen, die eigentlich keine Heuschnupfen-Symptome aufweisen. Dabei reichten schon geringe Konzentrationen von fünf bis zehn Pollen pro Kubikmeter Luft aus, um einen allergischen Anfall auszulösen. Bislang können die Beschwerden nur symptomatisch behandelt werden.
Grundlagen für Impfstoff-Entwicklung geschaffen
Das Team der MedUni Wien hat nun neue Erkenntnisse im „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ vorgestellt. Sie sollen neue Möglichkeiten der Therapie und Prävention eröffnen. In der präklinischen Untersuchung stellten die Forscher:innen heraus, wo und wie Antikörper von Typ Immunglobulin-E (IgE) das Hauptallergen der Ambrosia-Pflanze erkennen und wie die Immunreaktion in Gang gesetzt wird. „Gleichzeitig zeigte sich, dass die Eiweißbausteine des Beifuß-Hauptallergens so beschaffen sind, dass sie durch Abwehrstoffe IgG (Immunglobulin-G) blockiert werden können“, erklärt das Team.
Mithilfe dieser Grundlagen soll nun ein Impfstoff entwickelt werden: „Unsere Studie zeigt, wie Bruchstücke des Hauptallergens von Beifuß für die wirksame und sichere Therapie verwendet werden können“, führt Studienleiter Winfried Pickl aus. „Unsere Beobachtungen der Wirkweise des Impfstoffs ergeben, dass eines der Enden des Beifuß-Hauptallergens wichtige Bindungsstellen für die krankmachenden IgE-Antiköper von Allergiker:innen bereitstellt, die für eine neuartige Impfung genutzt werden können.“ Als nächstes sollen die Forschungsergebnisse für die Herstellung eines synthetischen Impfstoffs verwendet werden, der im Rahmen einer klinischen Studie überprüft werden kann.
Ambrosia breitet sich zunehmend aus
Ursprünglich stammt die Ambrosia aus Nordamerika. Seit den 1990er-Jahren verbreitet sie sich zunehmend auch in Deutschland. Die Pflanzen können bis zu etwa zwei Meter groß werden, die meisten Exemplare sind aber weniger als einen Meter hoch. Expert:innen warnen aktuell vor einer weiteren Ausbreitung der wärmeliebenden Ambrosia-Pflanze. Untersuchungen zeigen, dass Ambrosia trotz einiger Bekämpfungserfolge nur schwer einzudämmen ist.
Die Pflanze sollte am besten noch vor der Blüte samt Wurzel mit Handschuhen ausgerissen werden, erklärt das Umweltbundesamt. Eine blühende Ambrosia gehöre wegen der Gefahr der Weiterverbreitung nicht in Kompost, Biotonne oder Grünabfuhr, sondern, in einem Plastikbeutel verpackt, in den Restmüll.
Steckbrief Ambrosia
- Name: Beifußblättrige Ambrosie, Beifuß-Ambrosie, Traubenkraut oder nur Ambrosie
- Familie: Korbblütler
- Aussehen:
- behaarter, grüner Stängel, der im Lauf des Sommers rotbraun wird
- charakteristisch sind die behaarten doppelt gefiederten grünen Blätter
- Blütezeit: Juli bis Oktober
- Mögliche Symptome durch Pollenkontakt:
- starke Atemwegsallergien mit klassischen Heuschnupfen-Symptomen
- Kopfschmerzen
- Reizhusten
- Asthmaanfälle möglich
- bei Hautkontakt Ekzeme möglich