Bei MTX an Photosensitivität denken Nadine Tröbitscher, 13.09.2023 13:47 Uhr
Dass Methotrexat (MTX) die Haut lichtempfindlicher machen kann, ist bekannt. Dennoch erinnert die britische Arzneimittelbehörde (MHRA) an das Risiko der Photosensitivität unter MTX und appelliert die Patient:innen entsprechend zu informieren, denn nicht immer ist den Anwender:innen die Nebenwirkung bekannt. Zudem können die Folgen schwerwiegend sein.
MTX gehört zur Arzneimittelgruppe der Zytostatika und wird unter anderem bei der aktiven rheumatoiden Arthritis (RA), bei schweren Formen von Psoriasis vulgaris und bei onkologischen Erkrankungen wie der akuten lymphatischen Leukämie (ALL), eingesetzt. Der Wirkstoff besitzt entzündungshemmende, immunsuppressive und antineoplastische Eigenschaften. Die zytostatische Wirksamkeit beruht auf der kompetitiven Hemmung der Dihydrofolsäure-Reduktase, ein Enzym, das für die Synthese von Purinen aus Folsäure zuständig ist. Als Folge wird ebenfalls die Synthese von DNA und RNA gehemmt, was die Vermehrung von Tumorzellen verhindert.
Der Wirkstoff ist als Lösung zur Injektion oder als Tablette im Handel und wird bei RA einmal wöchentlich in niedrigeren Dosierungen von bis zu 20 Milligramm angewendet. In der Krebstherapie wird mit hochdosiertem MTX behandelt.
Bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis mit Methotrexat wird eine zusätzliche wöchentliche Einnahme eines Folsäurepräparates empfohlen. Die Einnahme von Folsäure kann dabei helfen, die Nebenwirkungen von MTX zu reduzieren.
Photosensitivität: Sonnenempfindliche Haut wegen MTX
MTX kann sonnenbrandähnliche Symptome mit Ausschlag, Papeln, Blasen und Schwellungen auslösen, wenn Anwender:innen intensive Sonnenbäder nehmen und sich nicht durch Sonnenschutzmittel oder entsprechende Kleidung schützen – und zwar in geringen und in hohen Konzentrationen. Aber auch Sekundärinfektionen sind möglich. Diese können tödlich enden.
Phototoxisch oder photoallergisch?
Unterschieden wird in photallergische und phototoxische Reaktionen. Letztere treten meist unmittelbar nach dem Sonnenbad auf – ohne Sensibilisierungsphase. Betroffen sind vor allem die Hautareale, die der Sonne ungeschützt ausgesetzt waren und nicht von Kleidung bedeckt waren. Das Arzenimizttel wird durch die Einwirkung von UV-Licht aktiviert und verursacht sonnenbrandähnliche Hautschäden.
Photoallergische Reaktionen treten weniger häufig auf und kommen sie erst nach wiederholter Sonnenexposition zum Vorschein. Der Grund: Die langwelligere UVA-Strahlung kann komplizierte chemische Reaktionen in Gang setzen, weil die Wirkstoffe Photonen aus der UV-Strahlung absorbieren können. Dadurch gelangen sie kurzzeitig in einen angeregten energetischen Zustand. Wird dieser wieder verlassen, wird die überschüssige Energie in Form von Wärmeenergie abgegeben. Der Hitzeüberschuss führt zu Hautreizungen und -schäden. Ob eine solche Reaktion in Gang gesetzt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise Hautdicke, Körpertemperatur und Behaarung oder chemische und physikalische Eigenschaften wie pH-Wert oder Lipophilie des Arzenistoffs. Aber auch die Art der Applikation sowie die Wirkstoffkonzentration und die verwendeten Hilfsstoffe können entscheidend sein.
Der photosensibilisierende Wirkstoff bindet in der Haut an Proteine und bildet Antigene, die bei erneuter Aussetzung zu einer Reaktion führen können. Somit sind Hautreaktionen an allen Körperstellen möglich, auch an denen, die der Sonne nicht unmittelbar ausgesetzt waren.
Beide Reaktionen unterscheiden sich von „Recall“-Reaktionen, bei denen strahleninduzierte Dermatitis und Sonnenbrand erneut auftreten können, wenn während der Methotrexat-Therapie erneut eine Exposition mit UV-Strahlung und Sonnenlicht erfolgt.
Unterschied zum Sonnenbrand
Ein Sonnenbrand entsteht in der Regel durch die kurzwellige und energiereiche UVB-Strahlung. Für phototoxische und photoallergische Reaktionen ist überwiegend UVA-Strahlung verantwortlich, denn diese kann tiefer in die Haut eindringen und so auf in den Blutbahnen zirkulierende Arzneistoffe und deren Abbauprodukte treffen.