Nicht ohne ärztlichen Rat

WHO: Bei Coronaverdacht kein Ibu!

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Berlin -

Obwohl die Datenlage noch unklar ist, rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Menschen bei Verdacht auf eine Infektion mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 davon ab, ohne ärztlichen Rat das Medikament Ibuprofen einzunehmen.

Sprachnachricht sorgt für Unsicherheit

Am Wochenende sorgten Sprachnachrichten, die über WhatsApp verbreitet wurden, für Unsicherheit: Eine Frau berichtete darin, dass die Einnahme von Ibuprofen zu schweren Verläufen von Covid-19 führen kann. Angeblich hätten Mediziner des Uniklinikums in Wien Forschungen angestellt, weshalb es in Italien zu den hohen Zahlen an schweren Verläufen gekommen ist. Das Ergebnis: Die hohe Sterblichkeit sei durch die Einnahme von Ibuprofen begünstigt worden. Eine solche Analyse der Medikation liegt seitens des Uniklinikum Wiens jedoch nicht vor – Fake News also?

WHO rät bei Verdachtsfall von Ibuprofen ab

Die WHO rät Menschen allerdings nun bei Verdacht auf eine Infektion mit dem neuen Coronavirus davon ab, ohne ärztlichen Rat das Medikament Ibuprofen einzunehmen. Es gebe zwar keine neuen Studien, aus denen hervorgehe, dass Ibuprofen mit höher Sterblichkeit verbunden sei, sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier am Dienstag in Genf. Aber die Experten prüften die Lage zurzeit. „Wir raten, im Verdachtsfall Paracetamol und nicht Ibuprofen einzunehmen“, sagte Lindmeier. Dies beziehe sich ausschließlich auf die Einnahme ohne ärztlichen Rat, betonte er.

Studie weist nur geringe Fallzahlen auf

Der französische Gesundheitsminister hatte am Wochenende mit einem Tweet Aufsehen erregt, in dem er vor Entzündungshemmern wie Ibuprofen warnte. Der nationale Gesundheitsdirektor Jérôme Salomon hatte sich ähnlich geäußert und von der Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) abgeraten. Zu dieser Wirkstoffgruppe zählen neben Ibuprofen auch Acetylsalicylsäure (ASS) und Diclofenac. Es gibt einen Beitrag im Fachjournal „Lancet“, in dem eine mögliche unerwünschte Wirkung von Ibuprofen erwähnt wird. Die Fallzahl der Studie ist aber äußerst gering.

Ibuprofen-Nachfrage sinkt

In Frankreich steht Ibuprofen seit 15. Januar nicht mehr frei vorne in der Apotheke, sondern nur noch hinter dem Schalter. Die Apotheker verkaufen es weitgehend ohne Rezept. Damit soll jedoch eine entsprechende Beratung sichergestellt sein. Auch in Deutschland merken einige Apotheken, dass der Wunsch nach Ibuprofen zurückgegangen ist. Stattdessen werde eher nach Paracetamol gefragt. Dies wiederum führt jedoch teilweise zu Engpässen des Wirkstoffs: Als Saft ist die Substanz bereits in zahlreichen Apotheken nicht mehr zu finden, Nachschub ist rar.

Blutgerinnung könnte Einfluss haben

Der Virologe Professor Dr. Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) schloss am Wochenende nicht aus, dass insbesondere ASS, aber auch Ibuprofen bei der Lungenerkrankung Covid-19 nicht hilfreich sein könnten. „Ibuprofen hemmt die Blutgerinnung, das wäre ein möglicher Hinweis“, erläutert der Virologe. Damit steige das Risiko für innere Blutungen. „Bei Paracetamol ist das nicht der Fall.“

Keine Daten zu schweren Nebenwirkungen

Professor Dr. Christian Drosten, Chef-Virologe der Charité, hält die Aussage, dass Ibuprofen den Zustand bei Covid-19 verschlimmere, jedoch für unseriös, wie er dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) berichtet. Denn Ibuprofen könne gerade bei Erkältungssymptomen wie Gliederschmerzen hilfreich sein. Das derzeit vorherrschende Coronavirus sei zwar neu – doch das bedeute nichts, wie Drosten erklärt. Andere Coronaviren seien schließlich bekannt und da gebe es bisher keinen Hinweis darauf, dass Ibuprofen den Gesundheitszustand nach einer Infektion verschlechtern würde. „Es gibt keine Daten dazu, dass Ibuprofen schwere Nebenwirkungen in Kombination mit einer Corona-Infektion auslöst.“

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