Erhaltungstherapie bei Urothelkarzinom

Bavencio bald Erstlinie?

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Berlin -

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat das Prüfverfahren für Bavencio (Avelumab, Merck/Pfizer) als Erstlinien-Erhaltungstherapie bei lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom (UC) gestartet.

Allein in der Europäischen Union (EU) werden jährlich knapp 200.000 neue Fälle von Blasenkrebs diagnostiziert – bei rund 90 Prozent davon handelt es sich um ein Urothelkarzinom. Je weiter die Erkrankung fortschreitet, umso schwieriger gestaltet sich die Behandlung. Denn das Karzinom breitet sich zunehmend aus und befällt dabei die verschiedenen Schichten der Blasenwand. Rund 60.000 Menschen sterben jedes Jahr an Blasenkrebs – trotz verfügbarer Therapieoptionen.

Der Wirkstoff Avelumab

Avelumab ist ein humaner Antikörper, der gegen den programmierten Zelltod-Liganden 1 (PD-L1) gerichtet ist. Die Blockade der Interaktion zwischen PD-L1 und PD-1-Rezeptor führt nachweislich zu einer Aufhebung der Unterdrückung der T-Zell-vermittelten Antitumor-Immunabwehr. Modelle zeigten zudem, dass der Wirkstoff sowohl adaptive als auch angeborene Immunfunktionen umfasst.

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat in diesem Jahr für Bavencio bereits einen ergänzenden Zulassungsantrag für die Erstlinien-Erhaltungstherapie angenommen und dem Arzneimittel den Status einer „Breakthrough Therapy“ erteilt. Auch in Japan wurde ein ergänzender Zulassungsantrag angenommen. Nun startet auch die EMA ein entsprechendes Prüfverfahren.

Gesamtüberleben steigt signifikant

Die Anträge stützen sich auf die Ergebnisse der Phase-III-Studie „Javelin Bladder 100“, deren Daten auf der Jahrestagung der virtuellen American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellt wurden: Sie belegen eine statistisch signifikante Verbesserung beim Gesamtüberleben (OS) für Bavencio plus der bestmöglichen Begleitbehandlung (BSC) im Vergleich zu alleiniger BSC nach vorangegangener Induktions-Chemotherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem UC. Es handelt sich bei der Studie um eine multizentrische, multinationale, randomisierte, offene Phase-III-Studie mit Parallelgruppe. Insgesamt wurden 700 Patienten im Rahmen der Studie untersucht. Primärer Endpunkt war in den zwei primären Populationen mit allen Patienten beziehungsweise Patienten mit positivem PD-L1-Status das Gesamtüberleben.

Breit gefächerte Zulassungen

Derzeit hat Bavencio bereits in 50 Ländern weltweit die Zulassung für verschiedene Indikationen: In der EU ist Bavencioin Kombination mit Axitinib als Erstlinientherapie bei erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom (RCC) zugelassen. Im September 2017 kam eine bedingte Marktzulassung als Monotherapie für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit metastasiertem Merkelzellkarzinom (mMCC) hinzu.

In den USA ist das Arzneimittel ebenfalls in Kombination mit Axitinib zur Erstlinienbehandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom (RCC) indiziert. Avelumab wurde außerdem beschleunigt für die Behandlung von Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren mit metastasiertem Merkelzellkarzinom (mMCC) sowie Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom (UC), deren Tumorerkrankung unter oder nach platinhaltiger Chemotherapie beziehungsweise innerhalb von zwölf Monaten nach neoadjuvanter oder adjuvanter Behandlung mit einer platinhaltigen Chemotherapie fortgeschritten ist, zugelassen.

Basis für die beschleunigte Zulassung in diesen Indikationen ist die Tumoransprechrate und die Ansprechdauer. Die Aufrechterhaltung dieser Zulassung kann abhängig vom Nachweis und der Beschreibung des klinischen Nutzens im Rahmen von konfirmatorischen Studien sein. In den vergangenen Jahren musste der Wirkstoff jedoch auch Rückschläge verkraften: Im November 2017 verfehlte das Präparat in einer wichtigen Lungenkrebs-Studie sein Endziel, im Februar 2018 floppte der Wirkstoff erneut im Bereich Lungenkrebs.

Sicherheitsprofil von Bavencio

Bei Bavencio als Monotherapie kam es in Bezug auf Nebenwirkungen vor allem zu Fatigue, Übelkeit, Diarrhö, vermindertem Appetit, Obstipation, infusionsbedingten Reaktionen, Gewichtsabnahme und Erbrechen. Auch immunvermittelte Nebenwirkungen wie Pneumonitis und Hepatitis, Kolitis, Pankreatitis, Myokarditis, Endokrinopathien, Nephritis und Nierenfunktionsstörungen traten auf. In Kombination mit Axitinib führte Avelumab in einigen Fällen zu Diarrhö, Hypertonie, Fatigue, Übelkeit, Dysphonie, vermindertem Appetit, Hypothyreose, Husten, Kopfschmerzen, Dyspnoe und Arthralgie. Unter der Kombination der beiden Wirkstoffe wird zudem auf eine mögliche Hepatotoxizität hingewiesen.

 

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