Hypoglykämien

Baqsimi: EMA empfiehlt Glucagon-Nasenspray Alexandra Negt, 23.10.2019 10:38 Uhr

Das glucagonhaltige Nasenpulver Baqsimi dient der Behandlung von schweren Hypoglykämien bei Diabetes mellitus. Screenshot
Berlin - 

Zur Behandlung von schweren Hypoglykämien hatte die US-Arzneimittelbehörde die Zulassung für das glucagonhaltige Nasenpulver Baqsimi bereits im August erteilt. Jetzt spricht sich auch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) für eine Markteinführung aus. Bislang waren nur subkutane oder intramuskuläre Injektionen als Notfallmedikament verfügbar. 

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) verabschiedete ein positives Gutachten mit der Empfehlung, die Genehmigung für das Inverkehrbringen von Baqsimi zur Behandlung schwerer Hypoglykämie zu erteilen. Die vollständige Indikation des Arzneimittels lautet: Behandlung von schweren Hypoglykämien bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab vier Jahren mit Diabetes mellitus.

Baqsimi wird als 3 mg Nasenpulver in einem Einwegspender erhältlich sein. Der Wirkstoff Glucagon ist ein Pankreashormon und erhöht die Blutzuckerkonzentration, indem er den Glykogenabbau und die Freisetzung von Glukose aus der Leber stimuliert. Die häufigsten Nebenwirkungen sind tränende Augen, Reizungen der oberen Atemwege, Übelkeit, Kopfschmerzen und Erbrechen.

Die Einmaldosis des Pulvers kann direkt in ein Nasenloch verabreicht werden, somit gelangt der Wirkstoff über die Nasenschleimhaut direkt in den Blutkreislauf. Eine Inhalation ist nicht erforderlich. Um im Notfall schnell helfen zu können, sollten Angehörige und Kollegen sich mit der Handhabung von Baqsimi vertraut machen.

Bisherige Behandlungsoptionen stehen in Form von Injektionen zur Verfügung. Vor der Verabreichung muss das Pulver mit Wasser rekonstituiert werden. Die frische Lösung kann subkutan, intramuskulär oder intravenös verabreicht werden. Das Notfallkit sollte im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C lagern. Um es jedoch immer in Griffnähe zu haben, darf es auch bei Raumtemperatur bis 25 °C vor Licht geschützt bis zu 18 Monate aufbewahrt werden.

Das enthaltene Glukagon wirkt nicht richtig, wenn die Leber keine Glukose freisetzen kann. Dies ist zum Beispiel nach längerem Fasten, hohem Alkoholkonsum oder längeren Sporteinheiten der Fall. In diesem Fall muss eine intravenöse Glukoseverabreichung beim Arzt oder im Krankenhaus stattfinden.

Wenn der Betroffene nach der Verabreichung eines glucagonhaltigen Notfallmedikamentes wieder bei Bewusstsein ist, sollte er direkt etwas Zuckerhaltiges essen oder trinken, um einer erneuten Unterzuckerung vorzubeugen und die Glukosespeicher der Leber wieder aufzufüllen. Um eine erneute Hypoglykämie frühzeitig zu erkennen, empfiehlt es sich den Blutzucker vorerst etwa alle 15 Minuten zu kontrollieren.