Antibiotikaresistenz

Bakterien „süchtig“ nach Rifampicin dpa, 23.12.2009 14:22 Uhr

Berlin - 

Skurriler könnte die Mutation eines Erregers kaum sein: Forscher haben Tuberkulosebakterien entdeckt, für die ein Antibiotikum nicht schädlich ist, sondern eine Droge. Die Erreger blühten regelrecht auf, wenn der Wirkstoff Rifampicin verabreicht werde, berichten chinesische und US-Forscher im „International Journal of Tuberculosis and Lung Disease“. Welcher Zellmechanismus der Abhängigkeit zugrunde liegt, sei derzeit noch unklar.

Die Wissenschaftler vom Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore hatten die „süchtigen“ Bakterien bei einem Tuberkulose-Patienten in China entdeckt. Dem 35 Jahre alten Mann war es nach der Behandlung mit Rifampicin nicht besser, sondern immer schlechter gegangen. Erst die Verwendung eines anderen Antibiotikums brachte Besserung.

Im Labor kultiviert wuchsen die Bakterien fast gar nicht - bis der Nährlösung Rifampicin hinzugefügt wurde. Ein solcher Fall sei zuvor noch nie beschrieben worden, heißt es in einer Mitteilung der Johns Hopkins Bloomberg School. Mediziner müssten ihn künftig im Kopf haben, wenn sie Patienten behandeln, denen es bei Behandlung mit Rifampicin immer schlechter gehe.

Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sterben jährlich mehr als eineinhalb Millionen Menschen an Tuberkulose. Derzeit sind die Bakterien bei 5 Prozent der Erreger unempfindlich gegenüber Rifampicin und Isoniazid, zwei der wichtigsten Wirkstoffe zur Behandlung der Krankheit. Ursache ist vor allem die mehrmonatige Dauer der Therapie: Viele Betroffene vor allem in ärmeren Ländern setzen die Medikamente zu früh ab, weil sie sich der Konsequenzen nicht bewusst sind oder sie die Mittel nicht mehr bezahlen können.